367 Wettbewerbe realisiert Projekte

Zwischen Historie und Transparenz

© Parlamentsdirektion/Hertha Hurnaus

© Parlamentsdirektion/Hertha Hurnaus

Das aus Monarchiezeiten stammende Parlamentsgebäude zeigt sich in neuem altem Glanz. Die Frage „Sanierung Parlament – Quo vadis?“, die in einer Broschüre der Parlamentsdirektion von 2013 gestellt wurde, sollte für das nächste Jahrhundert beantwortet sein.

von: Susanne Karr

Die Architekturführungen im renovierten Parlamentsgebäude sind beliebt und auf Wochen hin ausgebucht. Interessierte Bürger und auch Touristen versammeln sich erwartungsvoll vor dem Eingang. Sicherheits-Check und Ausweiskontrolle verzögern den Einlass, schließlich gelangt man ins Empfangsfoyer. In dieser Gebäude­ebene finden sich die neuen Räume des wiedereröffneten Parlaments.

Eine lange Geschichte
Bereits 2008 hatte die Parlamentsdirektion einen EU-weiten zweistufigen, anonymen Realisierungswettbewerb mit anschließendem Verhandlungsverfahren für die Vergabe von Generalplanerleistungen ausgelobt. Dessen Ziel war die unumgängliche Sanierung und Modernisierung bzw. Neugestaltung des Nationalratssaals, durch dessen marodes Dach es hineinzuregnen begann. Diesen Wettbewerb entschied das Linzer Architekturbüro Heidl für sich. Allerdings wurden die geplanten Arbeiten aufgrund der prekären Weltwirtschaftslage verschoben. Zudem legte ein 2009 publizierter Prüfbericht dar, dass weitaus größere Reparaturen und Sanierungsmaßnahmen am gesamten Gebäude notwendig sein würden. Das Parlamentsgebäude entsprach demnach in keiner Weise den aktuellen Vorschriften – weder in Bezug auf Brandschutz noch auf Bauordnung und schon gar nicht in puncto Barrierefreiheit.

Das Projekt „Sanierung des Parlaments“ formierte sich Ende 2012. Die konstituierende Sitzung mit sieben stimm­berech­tigten Mitgliedern und zwei Beratern erarbeitete eine weitere Auswahlveranstaltung, diesmal als zweistufiges Verfahren „mit wettbewerbsähnlichem Charakter“. Die Architektenkammer hatte sich zwar für einen offenen Architekturwettbewerb eingesetzt. Jedoch entschied man sich, nachdem man zuerst einen nicht offenen, EU­-weiten Wettbewerb mit Präqualifikations­stufe, Bearbeitungsphase und anschließendem Verhandlungsverfahren geplant hatte, für das zweistufige Verfahren, das dann Anfang 2013 ausgelobt wurde. Einen weiteren Grund für die Entscheidung nannte der Juryvorsitzende Ernst Beneder in einem Interview aus dem Jahr 2015: „Für die Ausarbeitung war eine profunde Aus­einandersetzung mit dem Bestand erfor­derlich, die weit über den Aufwand einer konventionellen Wettbewerbsaufgabe hinausgeht.“
Es gab seitens der Kammer Vorbehalte, wie mit bereits in den vorhergegangenen Ausschreibungen eingereichten Beiträgen umzugehen wäre, ob es hier zu einer objektiven Beurteilung kommen könne. Beneder entgegnete: „Die Teilnahme stand schließlich allen, auch den Teilnehmern an früheren Verfahren, offen. Umso wichtiger war es, die Kommission mehrheitlich mit Fachpreisrichtern nach breit gefächerter Kompetenz zu bilden, sämtliche Beurteilungs­kriterien von den Fachpreisrichtern zu formulieren, die Aufgabenstellung inhaltlich zu öffnen, alle Vorstudien als bloße Vergleichsprojekte zu führen und letztlich den Zugang so zu gestalten, dass der erwartete Interessentenkreis angesprochen wird.“ Ausgangspunkt war die Bildung der „Kommission zur Vergabe von Generalplanerleistungen“. Ausformuliert heißt dies: „Auswahl- und Bewertungskommission zum EU-weiten zweistufigen Verhandlungsverfahren mit wettbewerbsähnlichem Charakter im Oberschwellenbereich“. Den Zuschlag für Projektsteuerung mit Teilleistung der Projektleitung erhielt 2013 das Ziviltechnikerbüro Vasko+Partner Ingenieure nach vorherigem Verhandlungsverfahren. Eine der vielfältigen Aufgaben war die gemeinsam mit der Parlamentsdirektion erarbeitete Entscheidungsgrundlage, die den Parlamentsklubs sechs mögliche Varianten zur Parlamentssanierung vorlegte. Die im Parlament vertretenen Klubs einigten sich auf eine nachhaltige Sanierung.

Entscheidungsfindung
Das Auswahlverfahren gliederte sich in eine Präqualifikationsphase, nach der aus den 20 beteiligten internationalen Büros zehn für die nächste Stufe ausgewählt wurden. Die Jury wählte aus den acht anonymen Einreichungen, erst nach den schriftlichen Beurteilungen wurden die jeweiligen Planungsbüros bekannt.
In der Juryentscheidung für die Beauftragung des Architekturbüros Jabornegg & Pálffy gemeinsam mit dem Ingenieurbüro Axis zur Generalplanung heißt es: „Das Projekt zeigt in allen Maßstäben Kohärenz und eine Haltung, die in allen Bearbeitungsebenen erkennbar und an allen Orten des Parlamentsgebäudes anwendbar ist.“

Das Projekt
Der Zugang zum Parlament für Besuch und Presse wurde über die zentrale, bestehende Rampe erweitert, die ins Foyer führt. Somit entstand eine Besuchermagistrale, eine Art Hauptverkehrsweg für die Besucherinnen und Besucher mit Informations- und Verweilmöglichkeiten.  
Um diesen Raum für ein neues Besucherzentrum mit Ausstellungsräumen und Shop zu erschließen, bezog man die direkt unter der Säulenhalle liegenden bisherigen Neben- und Hohlräume in das Gesamtkonzept ein. Die Architekten nennen diese Erweiterung „Agora“. Die zusätzlich nutzbar gemachte Gebäudetiefe beinhaltet nun ein „Forum“: Dieser Saal gibt multimedial Auskünfte zu politischen Strukturen, beispielsweise über Zustandekommen von Legislatur und Gewaltenteilung. Und es gibt ein „Auditorium“, das als Raum für Veranstaltungen und Pressekonferenzen dient und in einer Ausstellung über Demokratie und Medien informiert.
Tatsächlich waren diese Bereiche, aufgrund der strengen Denkmalschutzvorgaben zum größtmöglichen Erhalt des Bestandes, die einzigen räumlich verfügbaren Eingriffszonen für die Architekten. Diese Räume – früher nur als Nebenräume für Haustechnik und Lüftung verwendet – lagen unterhalb des in drei Häuser gegliederten Reichsratsgebäudes. Um diese Gebäudeebene nutzbar zu machen, waren Umbau und Umschichtung notwendig – so wurden zwei Drittel der Stützen und Pfeiler unter strengster Überwachung durch Sensoren abgebrochen. Decken wurden angehoben, um die erforderliche Raumhöhe zu erreichen und Unterfangungen eingebaut. Seitliche Glaswände und Erweiterungen der Fensteröffnungen zu den Wirtschaftshöfen unterstützen die Tageslichtzufuhr.
Unterhalb der beiden Sitzungssäle entstanden zwei Ausschusslokale, am Ende der Achse befindet sich die erstmals für Publikum geöffnete, restaurierte Bibliothek Theophil Hansens – die größte politische Fachbibliothek Österreichs – mit dem Parlamentsarchiv. BWM Architekten und die Kuratorin Gabriele Kaiser gestalteten hier eine Ausstellung zur parlamentarischen Arbeit, zudem findet sich eine Ausstellung zum Thema Antisemitismus.

Gebäudeteile verbinden
Eine Hauptforderung der Sanierung war, funktionale Verbindungen der Gebäude­teile herzustellen. Zentral war dabei die Errichtung von vier Haupttreppen, die nun zum ersten Mal alle Hauptgeschoße zwischen Dach und Keller aneinanderkoppeln und gleichzeitig als Flucht-Treppenhäuser dienen. Früher befanden sich hier teilweise Innenhöfe.
Um die Erschließung barrierefrei zu gestalten, war der Einbau von Liften notwendig. Die vier neuen, minimalistisch klar gestalteten Stiegenhäuser verweisen zugleich auf die architektonische Geschichte des Hauses. Man sieht noch abgemauerte alte Türen zu den ehemaligen Versammlungs­lokalen. Hier waren früher Geschoße, die Türverbindungen untereinander hatten und die im Zuge der Treppeneinbauten herausgenommen wurden. Die Treppenhäuser bieten Raum für zeitgenössische künstlerische Interventionen. Die stimmigste findet sich allerdings in der Säulenhalle: Hier hat Eva Schlegel ihre Installation „Extension of Public Space“ installiert: Runde Spiegel, an Stahlseilen befestigt, geben je nach Winkel verschiedene Details des opulent gestalteten Saales wieder. So entsteht intuitiv ein Eindruck verschiedener Perspektiven. Die Installation zieht sich bis in den Wintergarten auf dem Dach des Parlaments, auf der Ebene des Restaurants, wo sie durch die weiße Umgebung und das Tageslicht eine besondere Klarheit gewinnt.

Demokratie sichtbar machen
Zu den Anforderungen an die Sanierung einzelner Bereiche kam auch der Wunsch nach einer deutlichen Verortung in modernen Demokratien und die Referenz an zeitgenössische Entwicklungen. Stichworte etwa: Transparenz, die bereits genannte Barrierefreiheit, die Eingliederung technischen Equipments und einige künstlerische Inputs. Auch bei Theophil Hansen gab es deutliche gesellschaftliche Bezüge, die in den Wandfriesen in der Säulenhalle auf die Säulen des funktionierenden Staates verwiesen: In den Ornamenten werden Ökonomie, aber auch Rechtsprechung, Spiritualität und Kunst dargestellt.

Theophil Hansen in Athen, Wiege der antiken Baukunst
Die Parlamentssanierung sollte selbstverständlich den Charakter des einzigartigen Baudenkmals erhalten. Theophil Hansen war mit Gebäuden der Antike sehr vertraut. Der Däne hatte in Wien studiert und zog 1837 nach Athen. 1843 war er als „ausländischer Künstler“ in Griechenland nicht mehr erwünscht und übersiedelte wieder nach Wien. Hansen hatte die antike Baukunst internalisiert. Seine renommiertesten Architekturaufträge in Athen um­fassten die Sternwarte, außerdem die Universität und die Akademie. Auch an Re­kon­s­­truktionen war er beteiligt, etwa beim Erechtheion, einem der Akropolis­tempel im ionischen Baustil, der im 4. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung gebaut wurde und berühmt ist für die besondere Gestaltung der Vorhalle: Die Säulen sind als Figuren junger Frauen (Korai) ausgeführt, die das Tempeldach stützen.

Nach Wien
In Wien wurde Hansen zum erfolgreichen Meister des Gesamtkunstwerks. Die Ring­straßenzeit eröffnete Möglichkeiten, seinen strengen Historismus an prominenten Orten der Stadt zu verwirklichen. Börse, Palais/Hotel Hansen und Musikverein zählen dazu. Hansen lehrte in Wien auch an der k&k Ingenieurakademie und der Akademie der Bildenden Künste. In der politischen Krisensituation 1848 wollte er nach Kopenhagen zurückkehren, erhielt aber genau da den Auftrag zum Bau des Arsenals, bei dem er sich vom venezianisch-byzantinischen Arsenale inspiriert zeigte.
Sein Opus magnum, das heutige österreichische Parlament, wurde als „Reichsratsgebäude“ nach zehnjähriger Bauzeit im Jahr 1883 inauguriert. Es folgt dem Vorbild eines griechischen Tempels, was nicht nur auf eine Stilvorliebe, sondern auch auf die sogenannte „Wiege der Demokratie“ verweist. Wie heute noch oft ignoriert, war die athenische Demokratie allerdings weniger demokratisch, als man aktuell den Begriff auffasst. Zwar war Athen im 6. Jahrhundert eine direkte Demokratie mit sehr hoher Bürgerbeteiligung – aber die Definition „Bürger“ ist trügerisch. Frauen, Sklaven, Sklavinnen und Metöken (Nicht-Athener) waren von vornherein aus jeglicher po­litischen Teilhabe ausgeschlossen. Konnte man sich selbst als „Bürger“ klassifizieren, war man berechtigt, an Volks-und Gerichtsversammlungen teilzunehmen oder ein Amt zu bekleiden. Die Wortbedeutung von „Poli­tik“ ist vom griechischen ta politika – „das, was die Stadt angeht“ – entlehnt.
Das Demokratieverständnis Ende des 19. Jahrhunderts, zur der Zeit, als Hansen das Reichsratsgebäude plante, unter­schied sich von jenem der Antike. Ein so hoher Grad an Bürgerbeteiligung wie in der antiken direkten Demokratie war aber auf Dauer nur in einem überschau­baren politischen Gemeinwesen machbar. Spätere Demokratien waren geprägt durch die Partizipationsbestrebungen seitens der Bevölkerungen in England, Frankreich und den USA. Dennoch gab es auch einige Paralle­len. Frauen waren vom Politikbetrieb nach wie vor ausgeschlossen und sollten es auch noch einige Zeit bleiben.

Komplexe Ausgangslage
Theophil Hansens Bau besteht aus drei Gebäudebereichen, die mit niedrigeren zweigeschoßigen Gebäudetrakten parallel zur Ringstraße und der dahinter liegenden Reichsratsstraße eingefangen und in der Mitte verbunden sind. Die damals einzige funktionale Ebene, die Beletage, bot den Raum für die Versammlungssäle „Herrenhaus“ und „Abgeordnetenhaus“ und die öffentlichen Versammlungssäle des quer zur Ringstraße orientierten Mitteltraktes – heute Bundesratssaal. Erschlossen wurde dieser von der Rampe mit den Raumfolgen Vestibül, Säulenhalle, Empfangssalon und ehemaliger Budgetsaal. Im früheren „Abgeordnetenhaus“ befindet sich der heutige historische Saal. Hier beobach­tete Mark Twain bei seinem Wien-­Aufenthalt einst die lautstarken Versammlungen. Die Abgeordneten der verschiedenen Kronländer brachten ihre Anliegen in ihren jeweiligen Sprachen vor, Amtssprache war jedoch ausschließlich Deutsch, was einer fairen Teilhabe im Weg stand. Unstimmigkeiten über Nationalitätenfragen arteten im Jahr 1897 in einer 33-stündigen Sitzung der 425 Abgeordneten aus, die längste Rede wurde über zwölf Stunden ausgedehnt. Der Schriftsteller notierte in einer Mischung von Amüsement und Erstaunen die Beschimpfungen, antisemitischen Beleidigungen und Gewaltandrohungen. Jener Sitzung wurde schließlich von bewaffneter Polizei ein Ende gemacht. Verhaftungen vor Ort folgten. Das Publikum der Architekturführung stellt hier Vergleiche zu heutigen Debattenkultur in verschiedenen Parlamenten an – nicht zuletzt über turbulente Sitzungen im EU-Parlament.
Der Nationalratssaal, auch genannt Plenarsaal, ist im ursprünglichen Design der 50er-Jahre und mit heutiger technischer Ausstattung wieder im Einsatz. Er wurde in das frühere „Herrenhaus“ eingebaut, nachdem der frühere Sitzungssaal nach einem Bombentreffer 1945 vollständig ausgebrannt war.

Herausforderung Glasdach
Auf Dachgeschoßniveau boten sich Herausforderungen der anderen Art: Die Konstruktion der neuen Glasdachkuppel in Form eines Kugelsegments mit 33 Metern Kugelradius, 14 Metern Segmentradius und drei Metern Stichhöhe, gebildet aus ebenen rechteckigen Glaslementen über dem Plenarsaal, verlangte nach einem entsprechenden Auflager. Dieses wurde in Form eines Zug-Stahlringes angebracht, der für die Einbringung einen 600 Tonnen schweren Spezialraupenkran mit einer Hebenutzlast von bis zu 60 Tonnen erforderte. Auf Dachhöhe setzte man die vier Teile des Stahlrings zusammen. Allein in diesen Beschreibungen zeigen sich die enormen statischen Herausforderungen des Gesamtprojekts. Mittels dieser Konstruktion wurde die Glaskuppel über dem Sitzungssaal errichtet – sie gilt jenseits ihrer Funk­tion als Lichteinlass auch als Transparenzsymbol. Sie ermöglicht den Abgeordneten erstmals den Blick in den Himmel und auf zwei der vier Quadrigen, der Pferdegespanne auf dem Dach.
Die Fortführung des Transparenz­gedankens zeigt sich auch im Weglassen der vorhandenen Staubdecke aus Milchglaselementen – eine Geste des Transparentmachens zum Himmel hin, aber auch zur Öffnung des Plenarsaals im neu geschaffenen Besucherumgang im Bereich des ehemaligen Dachbodens. Denn im ausgeführten Plan des verglasten Besucherumganges lässt sich nun der Plenarsaal von oben sowohl beobachten als auch umrunden.

Anleitung zur Orientierung
Nicht nur während der Führung entsteht ein verwirrendes Gefühl der Orientierungslosigkeit, es wird auch von Christian Jabornegg bestätigt: „Dieses Gefühl entsteht durch Hansens komplexen Entwurf, der über zwei orthogonal angeordnete Achsen zwar relativ stringent gebaut ist, aber innen zunächst keine klare interne Orientierung erkennen lässt. Freilich folgt die Gesamtanlage bei näherem Hinsehen einer stringenten Logik – auch durch visuelle Leitung.“ Richtet man den Blick auf die Sockelzonen, in denen Felder in Stuccolustro gefasst sind, entdeckt man, dass für jede Hausseite eine andere Farbe gewählt wurde. Rot, Orange oder Gelb zeigen die Zonen des Hauses an. So kann man sich zurechtfinden.
Für Jabornegg & Pàlffy folgte daraus, dass sich das Farbkonzept aller aktuellen Eingriffe farblich an Hansens Grundfarb­tönen orientierte: Anthrazit, Beige und Grau, um das ursprüngliche farbliche Leitkonzept nicht zu konterkarieren. Dies entspricht dem Gesamtansatz des Sanierungsprogramms: Man verknüpft Vorgegebenes, und man belässt Spuren, die auf frühere Gestaltung verweisen. 

Zwei Fragen an die Architekten

Wie stellt man sich einer so anspruchsvollen Aufgabe, ein berühmtes klassizistisches Gebäude zeitgemäß zu erweitern? Wie findet man eine Formen­sprache zwischen Klassizismus und Pragmatik des Wiederaufbaus der 50er-Jahre?
Jabornegg & Pálffy: Grundlage bildet eine sorgfältige Analyse des Bestandes und der gewünschten Erweiterung des Raum- und Funktionskonzepts, die neue Eingriffe in Gestaltung und Konstruktion eigenständig darstellt, damit klar lesbar macht und die Orientierung erleichtert. Für die Oberflächen war ein Material- und Farbkonzept mit Respekt gegenüber dem Altbestand zu erarbeiten, das einen würdigen, zurückhaltenden Gestaltungsrahmen für den reich gestalteten Bestand bildet.

Inwiefern spiegeln die architektonischen Interventionen die Anforderungen an politische Transparenz?
J-P: Von den politischen Entscheidungsträgern wurde die aus unserer Sicht schwierige, aber positive Aufgabenstellung nach einer Öffnung des Hauses mit großzügigen Zugänglichkeiten für alle Bürger formuliert, was die sicherheitstechnischen Anforderungen aufwendiger, das Haus aber bürgernahe und transparent macht. 

Jabornegg & Pálffy Architekten
Wien        
Gegründet 1988             
jabornegg-palffy.at

 

Projekt
Österreichisches Parlament, Dr.-Karl-Renner-Ring 3, 1017 Wien

Bauherr
Parlamentsdirektion mit der Bundesimmobiliengesellschaft BIG

Architektur/Generalplanung/Statik Massivbau/Bauphysik
Jabornegg & Pálffy Architekten, Wien
AXIS Ingenieurleistungen ZT GmbH, Wien

Projektsteuerung
Vasko+Partner Ingenieure ZT GesmbH, Wien

Begleitende Kontrolle
iC consulenten ZT GesmbH, Wien

Örtliche Bauaufsicht
ARGE Werner Consult/Wendl ZT GesmbH, Wien/Graz

Elektroplanung/Haustechnik
Die Haustechniker Technisches Büro GmbH, Jennersdorf

Baumeisterarbeiten
ARGE Parlament – Porr/Pittel&Brausewetter

Zugangskontrolle/Umweltkoordination
SiteLog Austria GmbH, Wien

Glasfassade
Ferroglas Glasbautechnik GmbH, Hörsching

Glasdach
Roschmann Konstruktionen aus Stahl und Glas GmbH, Gersthofen (D)

Metallbau
Kny Design GmbH, Behamberg

Naturstein
Wolfgang Ecker GmbH, Traiskirchen

Heizung/Kühlung/Sanitäranlagen
Bacon Gebäudetechnik, Wien

Medientechnik
Kapsch BusinessCom AG, Wien
Wandverkleidungen NR-Saal
Böhm Möbel GmbH, Freistadt
Klappsessel NR-Saal
Zehetner Einrichtungen GmbH, Gerersdorf

Sanitärgegenstände
Geberit iCon

Küchentechnische Anlagen
Großküchentechnik Austria GmbH, Loosdorf

Parkettböden
Schatz Objekt GmbH, Wolfsberg

Panoramaaufzüge
Kone AG, Wien

Revitalisierung hydraulische Aufzüge
Otis GesmbH, Wien

Beschilderung/Leitsystem
Raunjak inter medias GmbH, Stainz

Projektdaten
Nutzfläche: 52.700 m²

Projektablauf
Verhandlungsverfahren mit wettbewerbsähnlichem Charakter: 2013–2014
Planungsbeginn 2014
Baubeginn 2017
Fertigstellung 10/2022

Materialien
Naturstein/Holz (Eiche)/Sichtbeton
Blechverkleidungen Schwarzstahl lackiert
Fassadenprofile: Haupt- und Gurtgesimse inkl. Zahnfries, Faschenprofile innen (Austrotherm)
Wand- und Deckenverkleidungen aus Alcantara
Innentüren: Holz
Rohrsysteme, Dachentwässerung: Mapress, Mepla, Pluvia (Geberit)
Hohlboden: FLOOR and more (Lindner)
Bodenbeläge: Parkett, Naturstein, Teppich
Beschläge: Messing, Edelstahl
Betonarbeiten Glaskuppel:
Wopfinger Transportbeton
Stahlring Glaskuppel: Urbas Stahl- und Anlagenbau, Völkermarkt

Wettbewerbsdokumentation
ARCHITEKTURJOURNAL / WETTBEWERBE 6/2014 (317)

Der Artikel als PDF

367 Bücher

Das österreichische Parlaments­gebäude.

Facetten einer Erneuerung

Im Zentrum dieses Buchs steht das Architektur- und Bauprojekt der Generalsanierung des österreichischen Parlamentsgebäudes in Wien. Die Planung der Architekten Jabornegg & Pálffy in Zusammenarbeit mit dem Ingenieurbüro AXIS orientiert sich an der Logik des baulich-architektonischen Konzepts von Theophil Hansen, um mit den Mitteln der Gegenwart die bestehende räumliche Struktur freizulegen, fortzuschreiben und für gegenwärtige und zukünftige Anforderungen zu ertüchtigen, ohne ihren baukünstlerischen Wert zu reduzieren.

212 Seiten
Park Books
ISBN 978-3-03860-298-9
EUR 38,–


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