Auf der Internationalen Möbelmesse in Köln konnte man zwar keine großen neuen Trends beobachten, aber eines war gleich beim ersten Hinsehen klar: Man hats eine Aufgaben gemacht. Die Einsicht, dass man das Rad nicht ständig neu erfinden kann, ist dem Bestreben, das, was man hat, zu verbessern, gewichen. Dass das ständige Sich-Übertrumpfen-Müssen einmal ein Ende haben muss, war schon lange absehbar.
Der Gürtel wird also enger geschnallt und das im positivsten Sinne: Ressourcen werden geschont, nachwachsende Rohstoffe haben nun endlich wirklich Vorrang und zudem wird auch noch so entworfen, dass es kaum noch schlanker geht. Sowohl im Polstermöbelbereich als auch bei den Stauraum- und Wohnmöbeln geht der Trend in Richtung Modelmaße. Eine gesunde Entwicklung, denn die zukünftig gefährdetste Ressource wird am Ende des Tages der Raum sein. Umso besser, sich schon zeitgerecht daran zu gewöhnen.
Sofas gebensich sehr bodennah, Regale sind mit ihren filigranen Brettchen von der Seite kaum noch sichtbar, und bei sämtlichen Produkten macht sich eine intelligente Modularität breit, um genügend Flexibilität für Individualisten zu schaffen. Ein Vorteil ist dabei, dass bestehende Modelle erfolgreich „recycled“ werden können, um gleichzeitig neue Impulse für private Wohnlandschaften zu schaffen. Das Prädikat „von der Stange“ erreicht damit einen noch nie da gewesenen positiven Status. Auf der anderen Seite wird das Einzelstück geschätzt, und dieses darf auch etwas kosten. Zum einen werden so viele in Vergessenheit geratene Design-Klassiker reeditiert wie noch nie zuvor. Sie sind die perfekten Geschichtenerzähler.
Aber auch Materialien dürfen ihren eigenen Werdegang schildern und müssen ihre „Makel“ nicht mehr verstecken. Voraussetzung ist, dass sie natürlich sind. Endlich darf das Stück Holz ein astiges, wuchsbedingtes Ausscheren offenbaren, und auch die Kuhhaut darf die Anzahl ihrer Mückenstiche preisgeben. Zwar nicht bei allen Herstellern, aber bei vielen, die erkannt haben, dass Qualität nicht mit Makellosigkeit verwechselt werden darf.
Grundtenor ist also: Je markanter, desto lieber.
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