Mit dem Bau des „LowErgetikums“ in Pinkafeld hat die Fachhochschule Burgenland ihren Standort ausgebaut. Das neue Gebäude soll eine bessere Vernetzung zwischen Forschung, Industrie und Wirtschaft bringen und sie sichtbar machen.
Geplant wurde das Gebäude von POS architekten rund um Ursula Schneider, die sich seit über 30 Jahren mit ökologischer und klimasensitiver Architektur beschäftigt und für die ein Lowtechgebäude daher nichts Außergewöhnliches ist. Den von der Forschung Burgenland im Jahr 2019 ausgelobten Wettbewerb für ein „LowErgetikum“ gewann sie daher vor so klingenden Architekturnamen wie Dietrich | Untertrifaller oder Pichler & Traupmann mit einem Gebäude aus Ziegel und Lehmstein. Der zweigeschoßige Baukörper mit quadratischem Grundriss und zentralem Atrium bildet den Abschluss des Laborgebäudes und nimmt dessen Gebäudeflucht und -höhe im Entwurf auf. Die Erschließung erfolgt mittig über die untere Ebene. Die Anbindung an die Laborhalle erfolgt im Obergeschoß.
Ziel war ein energetisch hochwertigstes Gebäude mit minimaler technischer Ausstattung und hohem Nutzungskomfort. Das Lowtechkonzept ist so angelegt, dass der Technikeinsatz schrittweise reduziert und wissenschaftlich begleitet werden kann. So kann das Gebäude als Demonstrations- und Versuchsgebäude zur interdisziplinären Untersuchung von Lowtechansätzen dienen. Eine Pfosten-Riegel-Fassade ermöglicht den Einsatz verschiedener Fassadenmaterialien. Die Büroräume sind im kühleren Erdgeschoß angeordnet und mit maßvollen Fenstern ausgestattet, die größeren Verglasungen des Sozialraums im Obergeschoß sind durch eine großzügige überdachte Terrasse verschattet. Um das Gebäude ziehen sich Wartungsstege und Rankseile als Grundlage für eine Filterschicht aus Pflanzen. Diese schafft sommerliche Beschattung und Verdunstungskühle.
Ziegel, Lehm und sonst (fast) nichts
LowErgetikum, Pinkafeld / POS architekten

Das Lowtechkonzept kann in einer extremen oder einer gemäßigten Variante betrieben werden. In der extremen Variante werden die Räume – mit Ausnahme der Labors – nur im Winter ausreichend temperiert, im Sommer werden sie nur durch natürliche Nachtlüftung über die Fenster gekühlt. Weiters ist keine mechanische Lüftung in Betrieb. In der gemäßigten Variante ist zusätzlich eine hocheffiziente mechanische Lüftung mit Wärme- und Feuchterückgewinnung und ein Freecooling über Bauteilaktivierung im gesamten Gebäude in Betrieb. Derzeit wird die gemäßigte Variante gefahren.
Das Gebäude soll im Zuge des Gesamtcampusausbaus an die innovative nachhaltige Energieversorgung des zukünftigen Gesamtprojekts angeschlossen werden. Da sich dieses verzögert, wird das LowErgetikum derzeit mit einem elektrischen Durchlauferhitzer direkt elektrisch geheizt. Die ursprünglich geplante vollflächige Belegung der Dachfläche mit Photovoltaik und darunter liegender Begrünung wurde nicht umgesetzt. Die massiven mineralischen Baustoffe können am Ende des Lebenszyklus recycliert und wiederverwertet oder deponiert werden. Geringe Materialvielfalt und damit geringe Recyclingfraktionen erhöhen den Rezyklierungsgrad.

Projekt
LowErgetikum, FH Burgenland, Campus Pinkafeld Steinamangerstraße 21, 7423 Pinkafeld
Bauherr
Forschung Burgenland GmbH, Campus Eisenstadt, Campus 1, 7000 Eisenstadt
Architektur
POS architekten ZT GmbH, Wien
Statik
FCP Fritsch, Chiari & Partner, Wien
Haustechnik
teamgmi Ingenieurbüro GmbH, Wien
Elektrotechnik
Kubik Project GesmbH, Gießhübl
Projektdaten
Grundstücksfläche: 11.927 m²
Bebaute Fläche: 274,01 m²
Bruttogeschoßfläche: 525,8 m²
Projektablauf
Wettbewerb 10/2019
Planungsbeginn 12/2019
Baubeginn 03/2021
Fertigstellung 02/2022
Materialien
Außenwände: Ziegel
Fassade: Putzfassade, Gebäudebegrünung
Wärmedämmung: Mineralische Dämmplatten 24 cm
Fenster: Holz/Alu (Katzbeck)
Bodenbeläge innen: Eichenparkett (Tischlerei Köllerer), Fliesen (Mosa)
Wettbewerbsdokumentation
ARCHITEKTURJOURNAL / WETTBEWERBE 2/2020 (349)
- Internationale Fachmesse Perimeter Protection
- Dienstleistung und Sicherheit