München ist nicht gerade für seine Dichte an Wolkenkratzern berühmt. Ein Grund dafür ist die Münchner Hochhausverordnung, die daran erinnert, dass keine Bebauung über 100 Meter vorgesehen ist – das entspricht der Höhe der Kirchtürme der Frauenkirche. Die Verordnung zur Höhenbegrenzung wurde 2004 aus einer Abstimmung der Wahlberechtigten abgeleitet, mit der es bis auf Weiteres gelang, höhere Bebauungen zu verhindern. Begründet wurde die Ablehnung von Hochhäusern immer wieder mit der Einhaltung eines stringenten Stadtbildes. Zwar gibt es hie und da urbane Landmarks wie das von Ingenhoven Overdiek & Partner entworfene 146 Meter hohe Uptown München vom Anfang des Jahrtausends. Ein echtes Highlight ist und bleibt auch der BMW-Vierzylinder von Karl Schwanzer aus den 70er-Jahren mit 101 Metern Höhe. Oder die 114 Meter hohe, eckenlose Zentrale der Hypo Vereinsbank aus den 60er-Jahren von Walther und Bea Betz. Das 2007 eröffnete Gebäude des Süddeutschen Verlags von GKK+Architekten musste umgeplant werden, es war mit einer ursprünglich geplanten Höhe von 146 Metern nicht akzeptabel. Und nun sollen gleich zwei 155 Meter hohe Hochhäuser in ein neues Stadtquartier gestellt werden.
Update zur Höhenbegrenzung
Im Münchner Stadtteil Neuhausen soll das großstädtische Flair der stets wachsenden Isarmetropole mit zwei Hochhäusern eine neue Nuance hinzugewinnen. Neben der denkmalgeschützten Paketposthalle aus den 60er-Jahren sind zwei Türme mit einer Höhe von 155 Metern geplant. Das „Bürger*innengutachten“, eine aktuelle Umfrage zum Projekt Paketposthalle mit Hochhäusern an der Friedensheimer Brücke, ergab ein anderes Bild, als die Hochhausverordnung vermuten ließe. Die 100 zufällig ausgewählten Münchnerinnen und Münchner aller Altersstufen finden mehrheitlich die Idee mit den Hochhaustürmen begrüßenswert. Im Gegenzug wünscht man sich dafür viel Grünraum und gute Anbindung ans öffentliche Verkehrsnetz. Die Befragten erwarten durch das neue Areal zudem mehr bezahlbaren Wohnraum. Das Bürgergutachten wurde im Februar veröffentlicht und bildet, so die Stadt München, einen wesentlichen Baustein für den weiteren Planungsprozess. Das Ergebnis zeigt wieder einmal, dass gesellschaftliche Ansichten häufig deutlich von den politischen abweichen und progressiver sind als deren Stellvertreter. Mittlerweile heißt es, der Ausschuss für Stadtplanung und Bauordnung sei mit dem Projekt grundsätzlich einverstanden, doch bis zum voraussichtlichen Baubeginn dauere es noch zwei Jahre.