Verpackungen nehmen in immer bedrohlicherem Ausmaß Besitz von uns und unserem Leben. Im übertragenen Sinn – die Watteschichten, in die wir uns einwickeln, werden immer dicker. Wir entmündigen uns zunehmend selbst, in- dem wir „Trigger Warnings“ brauchen, bevor wir entscheiden, was wir essen, lesen, sagen wollen.
Auch unsere Gebäude verpacken wir immer besser. Energiesparziele und die daraus abgeleiteten Wärmeschutzverordnungen sind aus Klimaschutzüberlegungen sinnvoll, schränken aber die Gestaltungsmöglichkeiten ein. Das mag ein Grund für das wiedererwachende Interesse an der brutalistischen Architektur der fünfziger, sechziger und siebziger Jahre sein. Das ungeschminkte, unverhüllte Zeigen von Baumaterialien – Beton, Ziegel, Stahl – in ihren unverfälschten Erscheinungsbildern war damals Oppositionshaltung gegen eine sich hübsch verpackende Nachkriegsgesellschaft, heute ist es ein Statement gegen das Verhüllen unserer Gebäude – und vielleicht auch gegen die Watteschichten unserer Gesellschaft. In dieser Ausgabe zeigen wir brutalistische Architektur von damals und heute – also doch wieder eine Triggerwarnung: Achtung, wir zeigen Architektur, die verstören könnte!
36 Architekturwettbewerbe, mehr als 30 Projektdokumentationen und 18 Architektenporträts haben wir, neben vielen Analysen, Berichten und Produktpräsentationen, heuer im ARCHITEKTURJOURNAL WETTBEWERBE auf 800 Seiten publiziert. Der Fokus lag dabei vorwiegend auf Österreich. Nicht, weil wir glauben, dass es außerhalb unserer Grenzen keine gute Architektur gebe. Sondern, weil wir dem Baugeschehen in diesem Land den Platz einräumen wollen, der den Architektinnen und Architekten unserer Meinung nach gebührt.
Wir vom ARCHITEKTURJOURNAL WETTBEWERBE wünschen Ihnen erholsame, friedliche Feiertage und ein erfolgreiches Jahr 2018!