Urban Gardening war das Schwerpunktthema eines im Jahr 2016 vom wohnfonds_wien ausgelobten Bauträgerwettbewerbs für ein Areal im Zielgebiet der Stadtentwicklung „Liesing-Mitte“. Auf fünf Bauplätzen mit einer Gesamtfläche von rund 49.000 Quadratmetern waren mehr als 1000 Wohnungen zu planen. Zwei der fünf Bauplätze waren sogenannten Fixstartern zugeteilt – Teams aus Bauträgern als Miteigentümer des Grundstücks und Architekturbüros, die sich mit ihrem Projekt zwar dem Urteil der Jury unterzogen, sich aber keinem Wettbewerb stellen mussten.
Privater Freiraum für urbanes Gärtnern
Einer der beiden Fixstarter war die gemeinnützige Wiener Wohn- und Siedlungsgenossenschaft Volksbau, die sich für den Bauplatz 3 die beiden Architekten Josef Weichenberger und Sne Veselinović sowie die Landschaftsplaner Plansinn holte. Jedes der beiden Architekturbüros plante einen Bauteil. Ein Atrium und eine Dachterrasse im 4. Obergeschoß verbinden die beiden Baukörper miteinander. Aber auch eine Fahrradwerkstatt, ein Seminarraum, Gemeinschaftsräume und -terrassen auf mehreren Stockwerken sowie ein Schwimmbad und ein Seniorengarten prägen den Stil dieser Wohnanlage. Gemeinschaftlich nutzbare Terrassen und Gärten bestimmen generell das Projekt, das Wohnmöglichkeiten für viele verschiedene Lebens- und Haushaltsformen bietet. Zu jeder Wohnung gehört der entsprechende private Freiraum für urbanes Gärtnern. Stiegenhäuser und Gangbereiche sind hell. Das Atrium zwischen den beiden Bauteilen mit seiner rückversetzten Eingangssituation wurde von der Jury sehr positiv beurteilt, weil es sich schlüssig in das architektonische Gesamtbild einfügt.
Markantes Äußeres
Ein unverwechselbares Äußeres erhält das Projekt auch durch die markante Fassadengestaltung. Knicke, Vor- und Rücksprünge, auskragende Balkone sowie horizontale und vertikale Einschnitte an den Stirn- und Längsseiten brechen und strukturieren das Volumen und verleihen den Baukörpern eine beinahe skulpturale Form.
Mit den Knicken in der stirnseitigen Südfassade ebenso wie in der östlichen Längsfassade versucht Architektin Veselinović ihren Bauteil Süd zu strukturieren und abwechslungsreich zu gestalten. Die vier schräg gestellten, die Längsfassaden verlängernden, vertikalen Wandvorsprünge über jeweils vier Geschoße und die zweigeschoßige Gebäudeaussparung an der Südseite verleihen diesem Bauteil eine ebensolche markante Erscheinung wie dessen sonnengelbe Farbgebung, die einen reizvollen Kontrast zum Weiß des Bauteils Nord und der umgebenden Gebäude bietet.
Auch der nördliche Baukörper von Architekt Weichenberger versucht, Eintönigkeit zu vermeiden. Statt eines einzigen Knicks sind es mehrere, die die Fassade in einer Wellenbewegung erscheinen lassen. Balkone mit unterschiedlichen Konfigurationen und zwischen glatter und rauer Oberfläche wechselnden Oberflächen verstärken die Strukturierung.
In Summe habe, so die Jury unter dem Vorsitz der Architektin Cornelia Schindler, das Projektteam die hohe Planungs- und Architekturqualität aus der ersten Stufe des Wettbewerbs in der weiteren Bearbeitung konsequent vertieft. Dies gelte auch für die Qualität der Wohnungsgrundrisse.
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