370 Wettbewerbe

Sanierung Reitschule Grafenegg Rudolf-­Buchbinder-­Saal

© Architekten Maurer & Partner
Siegerprojekt
© Architekten Maurer & Partner

Als Ergänzung zu Wolkenturm, Wolke 7 und Auditorium wird die ehemalige Reithalle Grafenegg saniert.

von: Redaktion

Die ehemalige Reitschule im Schloss Grafenegg wurde um 1845 nach Plänen von Leopold Ernst errichtet, steht als Bestandteil der Denkmalanlage Gutshofsiedlung Grafenegg unter Denkmalschutz und weist aufgrund einer Beschädigung in der Nachkriegszeit nicht die originale Höhe und Dachform auf. Im Rahmen der aktuell angestrebten Modernisierung soll die äußere Erscheinung des Reitschulgebäudes anhand einer interpretierenden Rekonstruktion an die ursprüngliche Erscheinung (Gebäudehöhe, Dachform, Materialien) herangeführt werden.

In Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt steht ein unmittelbar westlich an die Reithalle anschließender definierter Bereich für einen Erweiterungsbau zur Verfügung. Die Aufgabenstellung im Wettbewerb beinhaltete auch die Frage, wie man unter Berücksichtigung der denkmalpflegerischen Vorgaben, der Respektierung des historischen Gebäudebestandes und der anspruchsvollen Ergänzungsbauten wie Wolkenturm, Gastroinsel (Wolke 7) und Auditorium eine adäquate und architektonisch herausragende Antwort finden kann, die eine für den Besucher spürbare logische Funktionalität beinhaltet.

Beletage mit freiem Blick

Sieger des Wettbewerbs ist das Architekturbüro Maurer & Partner. Das Projekt überzeugte die Jury durch eine gelungene funktionale Lösung im Sinne der Ausschreibung und des Betriebs. Eine freie und multifunktional nutzbare Erdgeschoßzone erlaubt eine gleichzeitige Bespielung und Vorbereitung in Foyer und Saal. Der Seminarraum im Erdgeschoß hat direkten Zugang zur Freifläche. Der Konzertsaal liegt darüber und spielt gekonnt mit dem Typus der Beletage mit freiem Blick in den Schlossgarten. Der Saal wird über eine großzügige Stiegenanlage erschlossen und durch eine Galerie an der Ostseite ergänzt. Durch die Lage des Foyers im Erdgeschoß kann der Marstall gut an das Foyer angeschlossen werden und ergibt so ein gut nutzbares Raumkontinuum.

Besonders positiv hob die Jury die einfache und flexible Bespielung und Durchlässigkeit zum Außenraum hervor. Der Öffnungsgrad der Fenster könnte aber noch mehr mit dem Thema offen/geschlossen spielen. Die Backstage- und Cateringbereiche befinden sich im westlichen Anbau, die Künstlergarderoben werden im Westflügel untergebracht. Diese Blick- und Versorgungsachse parallel und quer zum Saal ist optisch ein Gewinn und ermöglicht eine optimale Bespielung des EG-Bereichs inklusive Außenflächen.

Die Trennung der Erschließung zum Foyer/Seminarraum mittels einer Wand erscheint räumlich nicht unbedingt notwendig. Ohne Wand könnte eine noch attraktivere Erschließung des Saals erreicht werden. Eine Verlängerung der Galerie im Saal um weitere zwei Reihen nach unten würde eine größere Verbindung der beiden Sitzbereiche bieten.

Die neue Dachkonstruktion wird aus Holzbindern in kasset- tenförmiger Anordnung hergestellt, die Verfasser interpretieren eine historisch mögliche Konstruktionsform des Daches weiter. Allerdings wirkt die Konstruktion auf die Bestandsmauern formal aufgesetzt, eine bessere optische Verbindung der beiden Elemente Wand und Dach ist wünschenswert.

Die in der ersten Wettbewerbsstufe kritisierte Ausformung der denkmalgeschützten Südfassade wurde den Vorgaben entsprechend überarbeitet. Eine Materialwahl und Fas- sadengestaltung im Verhältnis zur Reithalle wird erwartet.

Das akustisch wirksame Saalvolumen von knapp 3800 m3 ist etwas zu gering. Es ist daher eine geringfügige Erhöhung der Gesamthöhe unter Berücksichtigung der drei optisch wirksamen Zonen der Fassade in Abstimmung mit dem Denkmalamt zu überlegen bzw. ist eine Verschiebung der Höhen im Inneren inklusive Deckenstärken und notwendiger Stützen im Erdgeschoß zu prüfen. Das kreisbogenförmige Dach führt zu lokalen Fokussierungseffekten insbesondere bei Aufnahmen und Übertragungen. Auch wenn die vorgeschlagenen diffusen Elemente die Situation verbessern, muss die akustische Gesamtidee noch optimiert werden.

Die Funktionsüberlagerung bei der Wartezone des Transport-, Personenlifts OST mit dort geführten Verkehrswegen wurde noch nicht vollständig geklärt. Der Fluchtweg aus dem Saal kann nicht über den Backstagebereich erfolgen.

AUSLOBUNG

Ausloberin
Grafenegg Kulturbetriebs GmbH
3485 Grafenegg

Wettbewerbsbüro und vergebende Stelle
next-pm ZT GmbH
Wien

Art des Verfahrens
EU-weit offener, 2-stufiger, anonymer Realisierungswettbewerb

Jurymitglieder (ohne Titel)
Fachpreisrichter:
Christian Ambos, Architekt
Bettina Krauk, Architektin
Ulrike Schartner, Architektin
Ernst J. Fuchs, Architekt
Andreas Wörndl, Landeshochbau NÖ
Hermann Dikowitsch, Kunst u. Kultur NÖ
Oliver Schreiber, OR, BMKÖS

Sachpreisrichter:
Paul Gessl, NÖ Kulturwirtschaft
Philipp Stein, GF Grafenegg Kulturbetriebsgesellschaft
Tassilo Metternich-Sándor, Grundstückseigentümer

Preisträger und Aufwandsentschädigungen
Die zur Wettbewerbsstufe 2 zugelassenen Planungsteams erhalten eine Aufwandsentschädigung von jeweils netto € 15.000,–. Für die Preise 1 bis 3 sind keine gesonderten Preisgelder vorgesehen.
1. Preis: Architekten Maurer & Partner ZT GmbH Hollabrunn
2. Preis: Teilnehmergemeinschaft Wolfgang Tschapeller Architekt Bergmeister GmbH, Wien
3. Preis: Teilnehmergemeinschaft STEINBAUER architektur+design Kaltenbacher Architektur ZT GmbH, Wr. Neustadt/Scheiblingkirchen

Preisgerichtssitzung
02.02.2023 

Architekten Maurer & Partner ist ein international tätiges Büro mit Sitz in Wien, Hollabrunn und Korneuburg. Rund 130 Mitarbeiter realisieren Bauprojekte im Gesundheitswesen, Bildungs-, Büro- und Wohnbau. Das Büro hat langjährige Erfahrung im Krankenhausbau und fungiert als Generalplaner. Die Projekte des Büros werden größtenteils durch öffentliche Wettbewerbe akquiriert und decken eine breite Palette von Architekturthemen ab.

Unsere Verantwortung ...
... ist, Projekte in Bezug auf gesellschaftliche Entwicklungen und Veränderungen als innovative Vordenker zu begleiten und einen funktionalen, gestalterischen und sozialen Mehrwert zu schaffen.

Wir legen Wert auf ...
... den Austausch und engen Kontakt mit unseren Auftraggebern während des gesamten Planungsprozesses.

Unser Team ...
... ermöglicht es uns, mit Engagement und Fachkompetenz das breite Architektur­spektrum zu realisieren. 

Wettbewerbe ...

... bieten vielfältige Architekturthemen. Mit unseren Wettbewerbsbeiträgen haben wir die Chance, zukunftsfähige und fortschrittliche Baupro­jekte mitzugestalten. 

Wettbewerbsgewinne (Auszug): 
• Leitspital Liezen, Steiermark (mit Franz&Sue) – 2022
• Krankenhaus Wr. Neustadt, NÖ (mit Pfaffenbichler – Gustin & Zieser – Panis) – 2022
• Schulcampus Hollabrunn, NÖ – 2020
• Kleintierklinik Vetmeduni, Wien – 2017

Architekten Maurer & Partner ZT GmbH, Hollabrunn
Gegründet 1991
maurer-partner.at


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Termine

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Ort: aut. architektur und tirol im Adambräu, Lois Welzenbacher Platz 1, 6020 Innsbruck, Austria

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