Die ehemalige Reitschule im Schloss Grafenegg wurde um 1845 nach Plänen von Leopold Ernst errichtet, steht als Bestandteil der Denkmalanlage Gutshofsiedlung Grafenegg unter Denkmalschutz und weist aufgrund einer Beschädigung in der Nachkriegszeit nicht die originale Höhe und Dachform auf. Im Rahmen der aktuell angestrebten Modernisierung soll die äußere Erscheinung des Reitschulgebäudes anhand einer interpretierenden Rekonstruktion an die ursprüngliche Erscheinung (Gebäudehöhe, Dachform, Materialien) herangeführt werden.
In Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt steht ein unmittelbar westlich an die Reithalle anschließender definierter Bereich für einen Erweiterungsbau zur Verfügung. Die Aufgabenstellung im Wettbewerb beinhaltete auch die Frage, wie man unter Berücksichtigung der denkmalpflegerischen Vorgaben, der Respektierung des historischen Gebäudebestandes und der anspruchsvollen Ergänzungsbauten wie Wolkenturm, Gastroinsel (Wolke 7) und Auditorium eine adäquate und architektonisch herausragende Antwort finden kann, die eine für den Besucher spürbare logische Funktionalität beinhaltet.
Beletage mit freiem Blick
Sieger des Wettbewerbs ist das Architekturbüro Maurer & Partner. Das Projekt überzeugte die Jury durch eine gelungene funktionale Lösung im Sinne der Ausschreibung und des Betriebs. Eine freie und multifunktional nutzbare Erdgeschoßzone erlaubt eine gleichzeitige Bespielung und Vorbereitung in Foyer und Saal. Der Seminarraum im Erdgeschoß hat direkten Zugang zur Freifläche. Der Konzertsaal liegt darüber und spielt gekonnt mit dem Typus der Beletage mit freiem Blick in den Schlossgarten. Der Saal wird über eine großzügige Stiegenanlage erschlossen und durch eine Galerie an der Ostseite ergänzt. Durch die Lage des Foyers im Erdgeschoß kann der Marstall gut an das Foyer angeschlossen werden und ergibt so ein gut nutzbares Raumkontinuum.
Besonders positiv hob die Jury die einfache und flexible Bespielung und Durchlässigkeit zum Außenraum hervor. Der Öffnungsgrad der Fenster könnte aber noch mehr mit dem Thema offen/geschlossen spielen. Die Backstage- und Cateringbereiche befinden sich im westlichen Anbau, die Künstlergarderoben werden im Westflügel untergebracht. Diese Blick- und Versorgungsachse parallel und quer zum Saal ist optisch ein Gewinn und ermöglicht eine optimale Bespielung des EG-Bereichs inklusive Außenflächen.