Werte wie Nachhaltigkeit und Zirkularität von Produktionsprozessen, Ästhetik in der Umsetzung und Inklusion stehen im Vordergrund der aktuellen europäischen Initiative „Neues Europäisches Bauhaus“, die Teil des „New Green Deal“ ist. Ein zusätzlicher Schwerpunkt liegt auf Leistbarkeit. Grüne, also umweltbewusste, und digitale Transformationen werden als notwendige Faktoren für eine zukunftsfähige Gesellschaft aufgezählt. Die Initiative, die bewusst an das revolutionäre Potenzial des ursprünglichen Bauhauses andocken will, nennt als seine wichtigste Motivation, verschiedene Realitäten miteinander in Bezug zu bringen. Wie beim Vorbild sollen Wissensquellen aus unterschiedlichen Disziplinen und aus verschiedenen Orten zusammenfließen. Die Trennung von Wissensgebieten, wie sie auch heute noch in großen Teilen der Gesellschaft und Bildungsinstitutionen gelebt wird, war bereits damals ein Punkt, den die Vertreterinnen und Vertreter des Bauhauses kritisierten und zu Fall bringen wollten.
Das Neue Europäische Bauhaus will nun die emanzipatorischen und innovativen Praktiken, die für den weltweiten Einfluss der Bauhausideen verantwortlich waren, aufgreifen und aufs Neue nutzbar machen, um eine bessere Zukunft zu gestalten. Ein wesentlicher Treiber von Neuerungen liegt stets im Vermögen, die Wahrnehmung über die eigene Nasenspitze hinaus auszudehnen. Kreativität zählt heute zu den wichtigsten Skills, und diese baut auf einer unabdingbaren Fähigkeit auf: Nichts geht ohne Vorstellungskraft. Gerade im Bereich der Architektur ist dieses planerisch-künstlerische Vermögen eine gefragte Ressource.
Dass der gesamte Bereich des Bauens und Entwerfens maßgeblichen Einfluss auf Zukunftsgestaltung hat, ist nichts Neues. Dass die beste Architektur immer aus einem Zusammenspiel von Wissen aus unterschiedlichsten Quellen entsteht, nicht allein aus Kalkül und technischen Daten, ebenso wenig. Daher ist es Zeit, der gesamten Branche mehr Verantwortung zu geben und abzuverlangen. „Letztlich geht es um mehr als nur um Gebäude – das Projekt soll der gesamten Gesellschaft zugutekommen. Es wird dazu beitragen, das kulturelle Erbe Europas zu überdenken und seine Zukunft zu gestalten“, heißt es im Text.
Verstärkte Sichtbarkeit in der europäischen Öffentlichkeit
Die Bundeskammer der Ziviltechniker ist offizieller Partner der Initiative New European Bauhaus. Offizielle Partner verpflichten sich, als Förderer und wichtige Gesprächspartner der Initiative zu agieren. Zu den Partnern zählen Universitäten, Designagenturen, Architekturnetzwerke und Innovationszentren, „die als inspirierende Förderer der Debatten und Ideen fungieren, die durch die Bewegung entwickelt werden. Sie sollten auf ihrer Ebene über eine bedeutende Reichweite verfügen und als vertrauenswürdige Motivatoren fungieren.“ Als Partner ist man verpflichtet, die Initiative durch Zusammenführung einer Vielzahl von Fachleuten aus verschiedenen Disziplinen zu unterstützen, um Ideen zur Identifizierung von inspirierenden Projekten, Praktiken oder Konzepten zu entwickeln. Das Projekt betont seinen partizipatorischen Anspruch und möchte ausdrücklich eine Bündelung des breit gefächerten Wissens europäischer Bürgerinnen und Bürger erreichen. Es ist grundlegend, „mit den Bürgern in Kontakt zu treten, um die Erwartungen an die qualitative Veränderung der Lebensräume und der damit verbundenen Lebensstile zu diskutieren und zu sammeln, konkrete Herausforderungen zu ermitteln, die im Rahmen dieser Initiative angegangen werden sollen, und die Ergebnisse über die Website des Neuen Europäischen Bauhauses zu verbreiten.“