370 Architektur Thema

Mit Freude lernen

© Marco Cappelletti
Im absoluten Einklang: Das in Holzlamellen gehüllte Obergeschoß des Universitätscampus in Rom tritt in einen engen Dialog mit den Baumkronen des Campus-Parks.
© Marco Cappelletti

Im Herzen des römischen Stadtteils Parioli hat das Architekturbüro Alvisi Kirimoto in Zusammenarbeit mit dem Studio Gemma ein neues kulturelles Zentrum für den Campus der Universität LUISS Guido Carli entworfen, das mit seiner Umgebung in einen intensiven Dialog eintritt.

von: Barbara Jahn

Anstelle eines Schuppens, der abgerissen wurde, entstand Platz für neue Räumlichkeiten der Universität, wobei die umliegenden Grün­flächen eine wesentliche Rolle spielten. Das neue Campusgebäude, das sich mit einer Gesamtfläche von 1500 Quadratmetern über zwei Ebenen erstreckt, ruft Assoziationen mit einem riesigen Teleskop hervor. Der Entwurf erforderte viel Fingerspitzengefühl. Das Projekt beruht auf der Idee, das Volumen anzuheben, um es auf diese Weise mit den Baumkronen in eine direkte Verbindung zu bringen. Dadurch bleibt die Erdgeschoßzone weitgehend frei.

Umgeben von sattem, dichten Grün scheint sich das Gebäude mit seiner durchlässigen und transparenten Lamellenhülle nahtlos in seine Umgebung einzufügen – mehr noch, es scheint sich fast in der Landschaft aufzulösen. Die Innenräume wurden so konzipiert, dass sie vielseitig genutzt werden können: Es wird jede Menge Platz für verschiedene pädagogische, kulturelle, künstlerische und gesellschaftliche Veranstaltungen geboten, von Konferenzen bis zu Unterrichtsstunden, von Galaabenden bis zu Filmvorführungen. Das multifunktionale 

Amphitheater und die Klassenräume, die das Gleichgewicht zwischen Präsenzunterricht und Fernunterricht neu definieren sollen, sind mit hochentwickelten audio­visuellen Konferenzsystemen ausgestattet, die perfekt in die Architektur integriert sind.

Natur als Spielgefährte

Das mit Naturholzlamellen und Glas verkleidete Obergeschoß lässt das Gebäude an den Baumkronen andocken. Zusätzlich bietet es einen dynamischen Querschnitt der Aktivitäten, die im Inneren stattfinden. „Die untrennbare Verbindung zwischen Bauwerk und umgebendem Grün signalisiert einen innovativen Bildungsansatz, der das Wohlbefinden in den Mittelpunkt stellt“, sagt Architekt Massimo Alvisi. „Die hohe Durchlässigkeit, die den Charakter der Gebäudehülle ausmacht, erleichtert nicht nur das Eintauchen in die Landschaft und den Austausch zwischen der gesamten Studentengemeinschaft, sondern ist auch eine konzeptionelle Entscheidung, die die Offenheit des Campus widerspiegelt.“ Die Farben, Texturen und Materialien des Projekts wurden mit der gleichen Sensibilität ausgewählt: Die Schattierungen der Metallverkleidung und des zerkratzten Putzes mischen sich mit den warmen Nuancen des Holzes zum ausgewogenen Spiel von Bezügen und Kon­trasten. Das von den Prinzipien des nachhaltigen Designs inspirierte und aus natürlichen Materialien gefertigte Ge­bäude wurde deshalb auch schon mit dem renommierten LEED-Zertifikat in Platin ausgezeichnet. 

Die abgehängten Akustikpaneele, die die Zwischen­decke des Amphitheaters bilden, ziehen mit ihrer korallenroten Farbe die Aufmerksamkeit von außen auf sich, während ihre organische Silhou­ette den Dialog mit dem angrenzenden Hain verstärkt. Das­selbe auffällige Rot kennzeichnet auch das Mobiliar und ei­nige Elemente der Unterrichtsräume – ein raffiniertes Detail, das dem gesamten Komplex eine große visuelle Kohärenz verleiht, insbesondere dann, wenn das Gebäude am frühen Abend zum Leben erwacht. Eine Querflügeltreppe verbindet die beiden Ebenen intern über einen Raum mit doppelter Höhe, während eine dritte Treppe das erste Stockwerk mit dem Außenbereich verbindet. Das sichtbar zurückgesetzte Erdgeschoß unterstreicht die Leichtigkeit des oberen Volumens und schafft einen gleichzeitig offenen und überdachten Raum für Kurse und Aktivitäten im Freien. Alle Außenbereiche bieten zahlreiche Möglichkeiten mit großer Nutzungs­flexibilität – zum Studieren, Entspannen und für informelle Treffen.

Schule als Lebensraum

Abreißen und neu Bauen hieß es bei der Henri-Dunant-­Grundschule im Frankfurter Stadtteil Sossenheim, die bereits in die Jahre gekommen war. Für die Planung, mit der das Architekturbüro a+r Architekten beauftragt wurde, galt es, über die klassischen Funktionen der Schule mit zusätzlicher Vorschul- und Integra­tionsklasse hinaus attraktive Räume für außerschulische Lern- und Freizeitaktivitäten zu schaffen. Diesem Wunsch tragen nun eine naturnah gestaltete, parkartige Umgebung und neu gefasste Pausenflächen Rechnung. Für die Architekten war von Beginn an klar, die Schule – ein Gebäude, an dem Kinder viel Zeit verbringen – nicht nur als Aufenthaltsort, sondern als Lebensraum zu verstehen. Ausgangssituation für das Projekt war, den Neubau an den Bestand möglichst harmonisch anzugliedern und ein neues Gebäudeensemble zu definieren.

Als Anknüpfungspunkt für die erste Grundidee wählten die Architekten eine Geländekante, ein Ansatz, der sich in weiterer Folge auch auf die Konzeption der Außenräume auswirken sollte. Der Baukörper selbst ist lang gezogen und an den Enden jeweils abgewinkelt, um das Areal nach beiden Seiten hin neu zu definieren. Richtung Sporthalle und ­Mensa bildet sich der sogenannte „städtische“ Pausenhof mit Baumbepflanzung, Sitzgruppen und Straßenmarkierungen für die Verkehrserziehung. Von hier wird man von der Schule in Empfang genommen. Zur anderen Seite öffnet sich das Schulgebäude, das hier durch die günstige Topografie noch um ein weiteres neues Gartengeschoß „wächst“, zu einem parkartigen Freigelände hin mit Sportflächen und Spielgeräten. 

Inniges Band

Der Bezug zum Außenraum ist im gesamten Gebäudekomplex, in dem es eine Ganztags- und eine Nachmittagsbetreuung gibt, ein mitbestimmendes Gestaltungselement. Große Verglasungen, die von einer Klinkerfassade in Kombination mit roten Fassadenpaneelen gerahmt sind, lassen viel Licht in die Räume strömen, und auch das Grün der Pflanzen und Bäume ist omnipräsent, vor allem in der Mittelzone, wo sich das sogenannte „Wohnzimmer“ beziehungsweise der Spielflur für gemeinschaftlichen Interaktionen befinden. Um allzu starker Sonnenstrahlung vorzubeugen, wurde an der Fassade ein Brise-Soleil aus Weißbeton angebracht, der diesen Teil entscheidend mitgestaltet. Das Architektenteam legte zudem Wert auf die Integration eines zentralen, offenen Foyers am Haupteingang, das offiziell als Verkehrsfläche zwischen den beiden Schulgeschoßen fungiert, jedoch anlassbezogen zu einem Versammlungsort verwandelt werden kann und so das Fehlen der Aula, die im vorgegebenen Raumprogramm nicht vorgesehen war, ersetzt.

BAUTAFEL

Projekt
Campus LUISS Guido Carli
Viale Romania 32
Rom (IT) 

Bauherr
Luiss Libera Università Internazionale degli Studi Sociali Guido Carli, Rom

Architektur
Alvisi Kirimoto, Rom
alvisikirimoto.it
Studio Gemma, Rom 
studiogemma.it

Akustikplanung
Andreas Hoischen

Projektdaten
Nutzfläche: 1500 m²
Baukosten: 5.116.845 Euro

Projektablauf
Planungsbeginn 2019
Baubeginn 2020
Fertigstellung 2022

Materialien
Äußere Holzverkleidung: Kebony
Fassadenverkleidung: Ponzio Bond
Verglasung: Romana Ponzio Windstop
Schallabsorberplatten: Acoustico
Verfliesung: Marazzi
Bodenbelag innen: Tarkett
Bodenbelag außen: Kiesbett
Beleuchtung: iGuzzini
Bestuhlung: LAMM
Soundsystem: Bose
Aufzug: Schindler

Bauen mit Vision

Dennoch gibt es jede Menge Raum für geselliges Beisammensein, etwa die Treppe im Foyer samt holzbekleideter Sitzstufen oder die Mittelzonen der Lerncluster, um die jeweils Klassenräume gruppiert sind. Licht kommt hier an vielen Stellen von oben, etwa im zweigeschoßigen Foyer, das sich bis zur Gartenseite durch das ­ganze Gebäude hindurch erstreckt und einmal mehr den erholsamen Blick ins Grüne bietet. Grün ist auch das Schulhaus selbst: Geheizt wird über die bestehende zentrale Heizanlage des Campus, gekühlt wird durch den natürlichen Luftstrom, über Nachtlüftungsklappen. Um einen Rückbau und die Rückführung in den Wertstoffkreislauf zu gewährleisten, wurden die Bauteile weitgehend gefügt und nicht verklebt. Und einmal Grün geht noch: Das mit einer Photovoltaikanlage ausgestattete Dach ist vollflächig begrünt.

BAUTAFEL

Projekt
Henri-Dunant-Schule Frankfurt
Schaumburger Straße 62
65936 Frankfurt am Main

Bauherr
Amt für Bau und Immobilien
Stadt Frankfurt
60329 Frankfurt a. M.

Architektur
a+r Architekten GmbH, Stuttgart
aplusr.de

Projektdaten
Nutzfläche: 3002 m²
Bruttogeschoßfläche: 5620 m²

Projektablauf
Planungsbeginn 01/2016
Baubeginn 03/2018
Fertigstellung 05/2021

Materialien
Außenwände: Stahlbeton
Fassade: Vorgehängte Klinkerfassade, Wasserstrichklinker (Vandersanden Bricks), Weißbeton-Fertigteile, tlw. vorgehängte Fassade mit durchgefärbten Faserzementplatten (Swisspearl Großformat)
Fenster/Türen: Holz-Aluminium-Fenster (UNILUX), Pfosten-Riegel-Fassade aus Holz mit Aluminium-Deckprofilen Holztüren Eiche natur 
Bodenbeläge: Innen: Betonwerkstein, Kautschuk (Noraplan), Hochkant-Lamellen-Parkett 
Außen: Betonplatten, Asphalt
Leuchten: LED-Langfeld-Einbau-Downlights, Foyer: ringförmige LED-Leuchten


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