Anstelle eines Schuppens, der abgerissen wurde, entstand Platz für neue Räumlichkeiten der Universität, wobei die umliegenden Grünflächen eine wesentliche Rolle spielten. Das neue Campusgebäude, das sich mit einer Gesamtfläche von 1500 Quadratmetern über zwei Ebenen erstreckt, ruft Assoziationen mit einem riesigen Teleskop hervor. Der Entwurf erforderte viel Fingerspitzengefühl. Das Projekt beruht auf der Idee, das Volumen anzuheben, um es auf diese Weise mit den Baumkronen in eine direkte Verbindung zu bringen. Dadurch bleibt die Erdgeschoßzone weitgehend frei.
Umgeben von sattem, dichten Grün scheint sich das Gebäude mit seiner durchlässigen und transparenten Lamellenhülle nahtlos in seine Umgebung einzufügen – mehr noch, es scheint sich fast in der Landschaft aufzulösen. Die Innenräume wurden so konzipiert, dass sie vielseitig genutzt werden können: Es wird jede Menge Platz für verschiedene pädagogische, kulturelle, künstlerische und gesellschaftliche Veranstaltungen geboten, von Konferenzen bis zu Unterrichtsstunden, von Galaabenden bis zu Filmvorführungen. Das multifunktionale
Amphitheater und die Klassenräume, die das Gleichgewicht zwischen Präsenzunterricht und Fernunterricht neu definieren sollen, sind mit hochentwickelten audiovisuellen Konferenzsystemen ausgestattet, die perfekt in die Architektur integriert sind.
Natur als Spielgefährte
Das mit Naturholzlamellen und Glas verkleidete Obergeschoß lässt das Gebäude an den Baumkronen andocken. Zusätzlich bietet es einen dynamischen Querschnitt der Aktivitäten, die im Inneren stattfinden. „Die untrennbare Verbindung zwischen Bauwerk und umgebendem Grün signalisiert einen innovativen Bildungsansatz, der das Wohlbefinden in den Mittelpunkt stellt“, sagt Architekt Massimo Alvisi. „Die hohe Durchlässigkeit, die den Charakter der Gebäudehülle ausmacht, erleichtert nicht nur das Eintauchen in die Landschaft und den Austausch zwischen der gesamten Studentengemeinschaft, sondern ist auch eine konzeptionelle Entscheidung, die die Offenheit des Campus widerspiegelt.“ Die Farben, Texturen und Materialien des Projekts wurden mit der gleichen Sensibilität ausgewählt: Die Schattierungen der Metallverkleidung und des zerkratzten Putzes mischen sich mit den warmen Nuancen des Holzes zum ausgewogenen Spiel von Bezügen und Kontrasten. Das von den Prinzipien des nachhaltigen Designs inspirierte und aus natürlichen Materialien gefertigte Gebäude wurde deshalb auch schon mit dem renommierten LEED-Zertifikat in Platin ausgezeichnet.
Die abgehängten Akustikpaneele, die die Zwischendecke des Amphitheaters bilden, ziehen mit ihrer korallenroten Farbe die Aufmerksamkeit von außen auf sich, während ihre organische Silhouette den Dialog mit dem angrenzenden Hain verstärkt. Dasselbe auffällige Rot kennzeichnet auch das Mobiliar und einige Elemente der Unterrichtsräume – ein raffiniertes Detail, das dem gesamten Komplex eine große visuelle Kohärenz verleiht, insbesondere dann, wenn das Gebäude am frühen Abend zum Leben erwacht. Eine Querflügeltreppe verbindet die beiden Ebenen intern über einen Raum mit doppelter Höhe, während eine dritte Treppe das erste Stockwerk mit dem Außenbereich verbindet. Das sichtbar zurückgesetzte Erdgeschoß unterstreicht die Leichtigkeit des oberen Volumens und schafft einen gleichzeitig offenen und überdachten Raum für Kurse und Aktivitäten im Freien. Alle Außenbereiche bieten zahlreiche Möglichkeiten mit großer Nutzungsflexibilität – zum Studieren, Entspannen und für informelle Treffen.
Schule als Lebensraum
Abreißen und neu Bauen hieß es bei der Henri-Dunant-Grundschule im Frankfurter Stadtteil Sossenheim, die bereits in die Jahre gekommen war. Für die Planung, mit der das Architekturbüro a+r Architekten beauftragt wurde, galt es, über die klassischen Funktionen der Schule mit zusätzlicher Vorschul- und Integrationsklasse hinaus attraktive Räume für außerschulische Lern- und Freizeitaktivitäten zu schaffen. Diesem Wunsch tragen nun eine naturnah gestaltete, parkartige Umgebung und neu gefasste Pausenflächen Rechnung. Für die Architekten war von Beginn an klar, die Schule – ein Gebäude, an dem Kinder viel Zeit verbringen – nicht nur als Aufenthaltsort, sondern als Lebensraum zu verstehen. Ausgangssituation für das Projekt war, den Neubau an den Bestand möglichst harmonisch anzugliedern und ein neues Gebäudeensemble zu definieren.