Bürogebäude 2226 Emmenweid / Baumschlager Eberle Architekten
Ein Großteil der für den Brick Award 2022 nominierten Projekte setzt auf Sichtziegel als gestalterisches Fassadenelement. Nicht so das 2018 fertiggestellte Bürogebäude „2226 Emmenweid“. Das österreichische Architekturbüro Baumschlager Eberle hat in Emmen im schweizerischen Kanton Luzern das bereits in einem Büro- und einem Wohnprojekt sowie einem Therapiezentrum verwirklichte Konzept „2226“ erneut umgesetzt. Es geht davon aus, dass eine zweischalige Wand, bestehend aus fast achtzig Zentimeter dickem Ziegelmauerwerk aus Hochlochziegeln ohne integrierte Dämmung, als thermische Masse wirkt, die zum Stabilisieren der Innentemperatur dient. Ohne Heizung oder Kühlung, nur ausgestattet mit einem sensorengesteuerten Lüftungssystem – die benötigte Wärme wird von den Menschen generiert –, soll sich die Raumtemperatur stets zwischen 22 und 26 Grad bewegen.
Der fünfgeschoßige Bau mit 2815 Quadratmetern Bruttogeschoßfläche und grau melierter Kalkputzfassade steht an der Stelle des historischen Crinolbaus, einem Industriegebäude aus dem 19. Jahrhundert, das Teil der Fabrikanlage von Viscosuisse war und dem Neubau aufgrund großer statischer Probleme weichen musste. Der Baukörper fügt sich in das bestehende Ensemble ein und übernimmt sowohl Volumen als auch das Walmdach des Vorgängers. Seine Außenkante liegt in der Flucht des historischen Nachbargebäudes. Diese gedankliche Linie wird durch eine Abfolge aus Stelen fortgeführt, die gleichzeitig den Freiraum zwischen Alt- und Neubau von der Straße abgrenzen. Die schlichte Außenwirkung des länglichen Monoliths wird durch einen Fassadenversatz aufgebrochen, der an zwei Seiten übereck verläuft. Dadurch entsteht ein leichter Vorsprung der oberen zwei Geschoße, der einen harten Schattenwurf hervorruft und den Baukörper betont. Die Lochfassade charakterisiert sich durch einen regelmäßigen Rhythmus aus innen liegenden Fenstern mit tiefen Laibungen, wodurch der massive Charakter des Baus unterstützt wird. Das Walmdach besteht aus Betonfertigteilen mit integrierten Schrägfenstern und wurde im lichten Grau der Fassade ausgeführt, um die monolithische Wirkung beizubehalten und eine Aufheizung der Innenräume im Sommer zu reduzieren.
Der offene Bürogrundriss wird durch einen festen, zentral angeordneten Kern gegliedert, in dem sich Sanitäranlagen, Erschließung und weitere Nebenräume befinden. An den beiden kurzen Gebäudeseiten liegt jeweils ein abgeschlossener Besprechungsraum. Die über Mauerwerksanker verbundene zweischalige Wand besteht innenseitig aus statischen Ziegeln, während die äußere Schale aus isolierenden Ziegeln einen möglichst hohen Wärmeschutz bieten soll. Der U-Wert des inneren Ziegels liegt bei 0,34 W/m²K, der des äußeren 0,24 W/m²K. Die Außenwände erreichen insgesamt einen U-Wert von etwa 0,15 W/m²K. Die beiden Schalen werden mit einer zwanzig Millimeter starken Mörtelfuge zusammengehalten und sind sowohl innen als auch außen mit einer Grundierung aus Kalkzementputz versehen, auf die eine Kalkputzoberfläche aufgebracht wurde. Der außenseitig sichtbare gelöschte Kalkputz wird unter Witterung und Sonneneinstrahlung immer weiter erhärten und im Laufe der Zeit steinähnliche Eigenschaften annehmen.
Paracelsus Bad & Kurhaus, Salzburg / Berger+Parkkinen Architekten
Eine Überraschung ist sicherlich die Nominierung dieses Projekts im Zusammenhang mit dem Thema Ziegel. Assoziiert man doch mit dem Paracelsus Bad & Kurhaus in Salzburg primär den Baustoff Stahl. Konstruktiv handelt es sich bei dem 2019 fertiggestellten Bauwerk auch um eine Stahl-Glaskonstruktion. Die vorgesetzte Fassade und die Decke über der Badehalle bestehen jedoch aus Keramiklamellen. Die vertikal angeordneten Fassadenelemente sind in gedecktem Weiß glasiert und versetzen das Gebäude scheinbar in leichtes Wogen. Im dritten Obergeschoß werden die Lamellen durch ein geschwungenes, raumhohes Lichtband unterbrochen.
Die Schwingungen der Wellendecke über der Badehalle spiegeln die Bewegungen des Wassers wider. Die Decke hat eine Fläche von fast 1000 Quadratmetern und besteht aus Hunderten Deckenziegeln, die in Heißglasurtechnik widerstandsfähig gegen Temperaturwechsel, Wasser, Säuren und Laugen gemacht wurden. Befestigt sind die Lamellen auf einem Aluminium-Trägerkasten. Eine Haltekonstruktion auf der Rückseite der Ziegel verhindert, dass sich größere Keramikteile lösen und herunterfallen könnten.
Das Bade- und Kurhaus ist als dreidimensional begehbare Landschaft konzipiert. Die Hauptelemente des Hauses bilden eine klar ablesbare vertikale Stapelung. Der introvertierte Sockel beinhaltet das Kurhaus und die Garderoben des Bades. Darüber liegt die offene Panorama-Badeebene, überdeckt durch die Anlage der Gastronomie und der Saunalandschaft. Die gesamte Dachebene wird für die Saunaanlage mit spektakulärem Außenpool und freiem Blick über die Stadt genutzt.
Städtebaulich bildet das Bad mit Kurhaus ein Gelenk zwischen den gründerzeitlichen Blockstrukturen der Auerspergstraße, der offenen Bebauung der Schwarzstraße und dem historisch gewachsenen Mirabellgarten. Die zum Park verschwenkte Geometrie des Badehauses nimmt Bezug auf die Form der ehemaligen barocken Bastionsmauern mit ihrem Wassergraben.
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