364 Naturstein

Kulturelle Zeugnisse bewahren

Wolfgang Ecker, ­Bundesinnungsmeister: „Denkmale aus Stein sind allgegenwärtig. Sie sind als Teil unserer kulturellen Identität anerkannt.“ © Richard Watzke

Im Gespräch mit Wolfgang Ecker, Steinmetzmeister aus Traiskirchen und Bundesinnungsmeister der österreichischen Steinmetze.

von: Richard Watzke

Welchen Stellenwert hat Naturstein in der Denkmalpflege?
Naturstein ist einer der ältesten Baustoffe der Menschheit. Mit Natursteinen wurden abgelegene Gehöfte und prachtvolle Stadtpaläste erbaut. In prosperierenden Epochen entstanden repräsentative Rathäuser mit feiner Bauzier, in turbulenten Zeiten errichtete man mit massiven Quadern trutzige Festungsanlagen. Das Bauen mit Naturstein hat unzählige Hochblüten und Ausprägungen erlebt. Gegenüber Holz- und Ziegelbauten haben viele Steingebäude die Zeiten überdauert, wurden über die Jahrhunderte umgestaltet oder von späteren Generationen Stein für Stein abgetragen, um daraus neue Gebäude zu errichten. Daher ist die Vielfalt an Baudenkmalen aus und mit Stein, mit denen sich Denkmalpfleger, Restauratoren und Steinmetze beschäftigen, enorm groß. Wäre Stein nicht so dauerhaft, gäbe es diese Objekte nicht mehr, und ohne Naturstein hätte sich der Denkmalschutz, wie wir ihn heute kennen, wahrscheinlich nicht entwickelt. Somit ist Naturstein eine Grundlage der Denkmalpflege.

Welche Anforderungen stellt der Naturwerkstoff an Planer und Ausführende?
Stein ist ein sehr vielfältiger Naturbaustoff. Jede Gesteinsart hat ihre charakteristischen Eigenschaften und Eignungen und jede Steinart altert anders. Die Entscheidung, ob ein geschädigter Stein erhalten oder durch neues Material ersetzt werden muss, ist stets im Einzelfall zu betrachten. Grundsätzlich hängt jede denkmalpflegerische Maßnahme vom zuvor definierten Restaurierungsziel und den dazu notwendigen Schritten ab. Von der Festigung gefährdeter Partien über substanzschonende Reinigung, dem Einsatz von Restauriermörteln bis zur Anfertigung nicht mehr vorhandener oder nicht mehr zu erhaltender Werkstücke gibt es eine große Bandbreite an Möglichkeiten, die es im Interesse einer für das Denkmal auf lange Sicht optimalen Lösung abzuwägen gilt. Entsprechend umfassend muss jeder in der Denkmalpflege tätige Planer und Handwerker ausgebildet sein. Die Erfahrung des Praktikers ist durch kein Studium zu ersetzen. Gut ausgebildete Steinmetze und Bildhauer sind somit ein Eckpfeiler der Denkmalpflege.

Welche Aufgabe erfüllen die österreichischen Steinmetze bei der Erhaltung kultureller Güter?
Denkmale aus Stein sind allgegenwärtig. Sie sind als Teil unserer kulturellen Identität anerkannt. Der Steinmetz leistet durch seine Arbeit täglich einen unverzichtbaren Beitrag bei der Erhaltung dieser Kulturgüter. Dabei geht es nicht nur darum, Baudenkmale von Weltruhm zu schützen, sondern auch die unzähligen anderen Denkmale aus und mit Naturstein im städtischen und ländlichen Raum, das Steinportal der Gründerzeitfassade ebenso wie den Dorfbrunnen oder das Marterl am Wegesrand. Steinmetze sind kompetente Ansprechpartner bei der Erhaltung von Denkmalen aus und mit Stein. Der in der Denkmalpflege erfahrene Steinmetz besitzt die erforderlichen handwerklichen Fertigkeiten, kennt aber auch die historischen Steinbearbeitungsmethoden, die durch Steinmetzen gepflegt und an künftige Generationen von Handwerkern weitergeben werden. Vom ersten Tag in der Berufsausbildung erlernen junge Nachwuchskräfte, wie die unterschiedlichen Steinarten abgebaut und bearbeitet werden. Sie trainieren den Umgang mit den traditionellen Handwerkzeugen, kennen aber auch die Möglichkeiten maschineller Bearbeitungsmethoden. Im späteren Berufsleben bilden diese beiden Bereiche das Fundament erfahrener Praktiker.

Welche Bedeutung hat der österreichische Denkmalpreis?
Seit 2012 verleiht die Bundesinnung der österreichischen Steinmetze alle zwei Jahre den Denkmalpflegepreis für herausragende Leistungen in der Restaurierung und Denkmalpflege. Die Einreichungen spiegeln die gesamte Bandbreite der Aufgaben und Tätigkeitwen wieder: Beim Wettbewerb 2018 waren so unterschiedliche Projekte wie die Rekonstruktion der Großen Kaskade von Schloss Hof, die Sanierung einer Sandsteinfassade und die Restaurierung und Ergänzung eines Terrazzo-Bodens im Stadtbahn-Pavillon für Kaiser Franz Joseph unter den Preisträgern. Erfahrenen Steinmetzen ist es ebenfalls zu verdanken, dass der ehemalige Marmorsaal des Salzburger Hauptbahnhofes materialschonend demontiert und an anderer Stelle neu montiert werden konnte. Fehlstellen wurden dabei mit neuem Material von der Original-Abbaustelle ergänzt.

Regionalität ist in aller Munde. Warum ist die Pflege regionaler Steinvorkommen für die Denkmalpflege so wichtig?
Naturstein hat den großen Vorteil, dass bestehende Bauteile in vielen Fällen durch originales oder vergleichbares Material aus der ursprünglichen Abbaustelle ergänzt oder ersetzt werden können. Das betrifft nicht nur kleine Ergänzungen, sondern auch größere Werkstücke wie Säulen, Balustraden, Treppenstufen und Bodenplatten. Auch in dieser Hinsicht ist der Steinmetz ein wertvoller Partner der Denkmalpflege, denn er kennt die Steinbrüche mit ihren individuellen Steinqualitäten. Etliche seit römischer Zeit genutzte Vorkommen sind nach wie vor für die Werksteingewinnung aktiv, beispielsweise die Steinbrüche für Adneter und Untersberger Marmor, St. Margarethener Kalksandstein oder Sölker Marmor. Große Bedeutung haben aber auch die Granitvorkommen im Wald- und Mühlviertel. Die Erfahrung im Umgang mit diesen Natursteinen wird über Generationen weitergegeben und steht nicht nur Denkmalpflegern, sondern auch Planern und Gestaltern von Neubauprojekten zur Verfügung.

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