Ein schönes Beispiel für Industriearchitektur ist das im Juli 2021 fertiggestellte Betriebsgebäude der Vorarlberger Wiederverwertungsgesellschaft in Koblach. Die VWG ist für die umfassende Entsorgung tierischer Nebenprodukte und Materialien im Land Vorarlberg zuständig. Das alte Betriebsgebäude wurde 1979 errichtet und entsprach nicht mehr den hygienischen, wirtschaftlichen und gesetzlichen Anforderungen. Auch die Halle selbst und die technische Ausstattung waren in einem schlechten Zustand. 2018 wurde daher ein Wettbewerb ausgelobt mit dem Ziel, die unterschiedlichen Anforderungen und Aufgaben der VWG in ein architektonisches Gesamtkonzept zusammenzuführen, damit die jeweiligen Funktionen reibungslos durchgeführt werden können.
Trotz des schwierigen Zugangs zu dieser Thematik – kein einziger der zwölf Teilnehmer, die Projekte eingereicht hatten, konnte Referenzen zu dieser Thematik vorweisen – waren sämtliche Projekte von hoher städtebaulicher und funktionaler Qualität. Gewonnen hat der Dornbirner Architekt Johannes Kaufmann mit einem Projekt, das durch die kompakte Anordnung aller Funktionen auf rechteckigem Grundriss besticht. Der kompakte Baukörper ist in Ost-West-Achse mittig auf dem Wettbewerbsgrundstück situiert. Der Büro- und Personalbereich stellt die Mitte aller Funktionsbereiche dar und orientiert sich nach Osten zum Einfahrtstor. Ein schmaler Lichthof versorgt die innen liegenden Personalbereiche mit Tageslicht und bietet innere Orientierung. Außerdem trennt er den Bürotrakt von den Umkleidekabinen, der Schleuse und der Diagnostik samt Kühlraum und Lager. Durch die Platzierung des Gebäudes ergeben sich im Osten und Westen die nötigen Manipulationsflächen der Lkw.
Die Architektur hat ein klares Thema: Auf einem Sockel, der mit schwarzem Lochblech verkleidet wird, stehen zwei kubische Laternen aus Profilitglas, die Tageslicht in die erhöhten Hallenbereiche einlassen. Die Fassadengestaltung des Neubaus entspricht in ihrer Schlichtheit dem Baukörper selbst. Definiert wird diese von der horizontalen Gliederung, die durch die Raumhöhen und Höhen der Einfahrtstore definiert wird. Der zweigeschoßige Baukörper ist mit dunkel eloxiertem Alu-Trapezlochblech verkleidet, das nur im Bereich der Büroräume einer Lochfassade weicht.
Die Konstruktion des zweigeschoßigen Grundkörpers besteht aus außen gedämmten Ortbetonwänden und Ortbetondecken. Die zwei Erhöhungen des Baukörpers sind mit vorgefertigten Stützen und Dachträgern aus Holz sowie einer Brettschichtholzdecke ausgeführt, die in das bestehende Betongrundgerüst geschoben und verbunden wurden. Die Last der Holzkonstruktion wird auf vertikale Betonlisenen abgetragen.