Es zahlt sich immer aus, das Kleingedruckte zu lesen. In diesem Fall sind das nämlich sehr erfreuliche Nachrichten, denn die Zutaten sind entweder aus kontrollierter Land- und Forstwirtschaft, vegan oder aus wiederverwerteten Rohstoffen, die in neuer Zusammensetzung ihren zweiten Lebenszyklus beginnen. Was sich auch künftig immer öfter in den Produkten niederschlagen wird: die Tatsache, dass nach Lösungen gesucht wird, ganz ohne Klebstoffe auszukommen, was beispielsweise bei Kork sehr gut gelingt, oder von vornherein zu schauen, dass nach dem Ablaufdatum alles wieder sauber in seine Bestandteile zerlegt werden kann. Denn die Nachfrage nach solchen Lösungen ist groß und steigt proportional mit dem Verlangen, einen eigenen Beitrag für ein besseres Klima zu leisten. Die neue Möbelgeneration ist die passende Antwort auf die Fragen „Woher kommt es?“ und „Wohin geht es?“, die immer öfter vor jener nach dem Preis gestellt wird. Selbst wenn nur ein Teil des guten Stücks aus wiederverwerteten Werkstoffen oder biozertifizierten Anbau- und Erntemodellen stammt, ist schon ein großer Schritt getan, doch klar ist, dass 100 Prozent immer das große Ziel bleiben müssen. Vor allem Möbelstücke aus nachwachsenden Rohstoffen wie Holz, Wolle, Bambus oder Rattan und aus recycelten Materialien wie Kunststoff, Glas oder Metall sind heiß begehrt. Der Grund dafür ist, dass sie für jeden begreifbar und nicht unerreichbar sind, und jeder weiß, worum es eigentlich geht. Seit einigen Jahren schon repräsentieren diese wiederverwertbaren Ressourcen die Zukunft einer Branche, die – das muss man halt schon dazusagen – Ressourcen intensiv nutzt. Aber nicht nur die Bestandteile selbst gewinnen an Bedeutung, sondern auch das, was man mit dem Möbel oder gar dem ganzen Raum macht. Zum Beispiel energie- und ressourcenschonend aufbewahren, kochen und essen. Mit dem Umdenken, das gerade zur richtigen Zeit kommt, tut sich ein ökologischer Hoffnungsschimmer auf – zumindest was Möbel- und Konzeptdesign betrifft.
Glaubwürdigkeit im Test
Was aber nützt die Ressourcenschonung durch Wiederverwertung, wenn die Produktion und die Energiegewinnung dafür nicht sauber sind? In dem Fall ist die gut gemeinte Geschichte nicht zu Ende gedacht. Umso schöner ist es dann, zu vermelden, dass immer mehr Labels auch in dieser Hinsicht bessere Konzepte haben, die einen geringen oder – im besten Fall – gar keinen ökologischen Fußabdruck mehr hinterlassen. Der Weg ist noch weit, aber definitiv der richtige. Einen wesentlichen Anteil an der Fruchtbarkeit dieses großen Bewusstsein-Themas tragen Initiativen wie der Green Product Award, der jedes Jahr zu neuen innovativen Einreichungen aufruft und Unglaubliches zutage fördert, vor allem aber für die Öffentlichkeit sichtbar macht. Allzu oft verschwinden vermeintliche „Prototypen“ wieder in einer Schublade, die es verdient hätten, bis zur Serienreife weitergedacht zu werden. Die Kategorien umfassen im Prinzip alle Bereiche wie Architektur, Lifestyle, Einrichtung und Mode. Bereits seit 2013 schon nimmt die Jury Entwürfe und Konzepte unter die Lupe und schaut dabei noch weiter über den Tellerrand, denn nicht allein die Schönheit wird hier beurteilt. So ist es auch der Gesamtansatz, der hier kritisch hinterfragt und auf Herz und Nieren geprüft wird – unter Einbeziehung von Ästhetik, nutzergerechter Funktionalität, ökonomischen und ökologischen Konstruktionen, von Konzept und Vorproduktion über Produktion und Distribution bis hin zu Nutzung und Nachnutzung. Auch die Qualität der Kommunikation mit dem Konsumenten über die Nachhaltigkeit wird ebenso in die Waagschale geworfen wie die Relevanz und der Grad der Innovation samt Businessmodell. Verwendete Materialien, Produktionsbedingungen, die Qualität der Ausarbeitung, die Art der Umsetzung, die Reproduzierbarkeit und das Veränderungspotenzial für die Umwelt zählen ebenso zu den Bewertungskriterien.
2022 ist das erste Jahr, wo man deutlich merkt, wie ernst die Sache genommen wird. Nachhaltigkeit – mittlerweile ein Wort, das in den letzten Jahren an Glaubwürdigkeit stark eingebüßt hat – wird zumindest in der Einrichtungsbranche endlich zur Chefangelegenheit. Schließlich beginnt grüne Verantwortung in den eigenen vier Wänden.
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