Herr Lainer, die Wien 3420 aspern Development AG hat Sie zu einem Projekt unter dem Titel „Neues Arbeiten“ eingeladen. Sie hatten den Auftrag, den Idealtypus eines innovativen Bürogebäudes zu skizzieren, das Landmark-Charakter haben und extrem vielseitig und flexibel sein sollte. War das auch für Sie neu?
Durchaus. Mit der Seestadt setze ich mich ja schon seit 1992 auseinander, war immer wieder mit ihren Ideen und Strategien befasst. Zuletzt habe ich nicht nur das städtebauliche Konzept für das Seeparkquartier entwickelt, sondern auch das HoHo Wien geplant, das gerade in die Höhe wächst. Einerseits kennen wir also den Ort und seine Qualitäten wirklich genau. Andererseits ging es in der Studie Workflow aber darum, flexible Räume für zukünftige Arbeitswelten und variierende Nutzungen zu schaffen, die höchste Flächenwirtschaftlichkeit mit Großzügigkeit verbinden sollten.
Was war Ihr Zugang?
Wir haben ein prägnantes Haus in der Stadt entwickelt, aber auch die Stadt im Haus mit all ihrer Vielfalt und Intensität zitiert. Ideengeber waren zum einen die Rasterstrukturen von Barcelona oder Wien, die ein übergeordnetes Ordnungssystem vorgeben, deren Vielfalt im Kleinmaßstäblichen der unterschiedlichen Nutzungen und Gebäudefronten liegt. Zum anderen findet sich in den Entwürfen die Vielfalt historischer Städte wieder, deren präzise gesetzte Plätze, Straßen und Gassen für Ordnung sorgen und die unterschiedlichen Nutzungen miteinander verbinden.
Hinzu kommt, dass Workflow ein absolutes Bekenntnis zur Modularität auf vielen Ebenen darstellt – bis hin zum Umstand, dass die Struktur keine Fassade vorgibt. Das kann sowohl eine Vollverglasung sein als auch eine massive, durchbrochene Wand. Bei einer beeindruckenden Kubatur – das Nettobauland der Sockelzone beträgt über 8.500 Quadratmeter – lautete die Herausforderung, eine unverwechselbare Grundform zu finden, die sich in das Umfeld fügt und dieses gleichzeitig mitprägt und bereichert. Wir haben eine mehrfach geknickte Grundform entwickelt, durch die das Konzept nach allen Seiten unterschiedlich wirkt.
Herr Herzog, warum der Arbeitstitel Workflow?
Es ging um das neue Arbeiten an sich, das dank guter Architektur reibungsloser werden soll. Gleichzeitig beschäftigte uns auch das Grundthema der Seestadt, nämlich die Welt der Arbeit mit Lebensqualität zu verbinden. Deshalb haben wir zum Beispiel darauf geachtet, dass die Sockelzone besonders offen ist und zum Austausch, zu Bewegung einlädt, zum Treffpunkt von Gleichgesinnten werden kann.
Und was ist beim Workflow in den oberen Stockwerken neu?
Die vielleicht wichtigste Entscheidung war, dass wir den klassischen Büro-Hochhaus-Grundriss aufgebrochen und zwei Rechtecke so verschränkt haben, dass die Mitte keinen undurchquerbaren Kern hat, sondern Durchlässigkeit. Workflow lebt einerseits von seinen kurzen Wegen zwischen den unterschiedlichen Modulen, die flexible Nutzungen überhaupt erst plausibel machen. Andererseits haben wir die Etagen über attraktive – und bewusst multifunktionale – Stiegenelemente in der Mitte zusammengehängt und damit einen übergreifenden, verbindenden Raum geschaffen.