Beton ist ein natürlicher Baustoff, bestehend aus Zement, Wasser, Sand und Kies. Dank seiner großen Lebensdauer und Festigkeit, seiner Fließfähigkeit und Formbarkeit sowie seiner Witterungsbeständigkeit in allen Bereichen menschlicher Bautätigkeit ist Beton weit verbreitet. Der Baustoff ist aufgrund seiner hohen Materialdichte ein hervorragender Wärmespeicher. Diese Eigenschaften hat sich die Industrie zunutze gemacht und mit der sogenannten „Thermischen Bauteilaktivierung“ (TBA) eine einfache Methode entwickelt, das ganze Jahr hindurch ein optimales Wohlfühlklima im Haus zu erzeugen: Bei der Errichtung eines Gebäudes werden in großflächige Bauteile – ideal eignen sich Geschoßdecken – Rohrregister einbetoniert, durch die je nach Bedarf warmes oder kühles Wasser geleitet wird. Die aktivierten Betonbauteile werden zu Flächenkollektoren, die Strahlungswärme oder -kälte abgeben.
Moderne Formen
In der modernen Architektur übernehmen Betonflächen eine in höchstem Maße gestalterische Funktion. Mit Sichtbeton kann auch einem Einfamilienhaus eine eigene Formensprache gegeben werden. Die Möglichkeit, durch reine Konstruktion moderne Formen darzustellen, ist faszinierend. Jede Oberflächenstruktur einer gewollten Ausprägung ist durch Variation von Schalung, Matrize, Farbe und Oberflächenbearbeitung realisierbar. Jede Ansichtsfläche ist hinsichtlich des Aussehens ein Unikat.
Ein beeindruckendes Beispiel für ein Einfamilienhaus in Sichtbetonbauweise steht im oberösterreichischen Gallneukirchen. Peter Todorov von skyline architekten entwarf eine repräsentative Villa mit klaren Formen, gezielten Ausblicken in die Landschaft und einer präzisen Planung bis ins kleinste Detail. Die Bauherren hatten zunächst Bedenken, ein Haus komplett in Sichtbeton zu errichten, sie fanden den Baustoff „sehr brutal“. Die Qualitäten des Materials, dessen Purismus, zeitlose Ästhetik und Haptik sowie gebaute Beispiele konnten sie aber letztlich überzeugen.
Selbstbewusster Monolith
Der massive Sichtbetonkörper besteht aus zwei sich überschneidenden Kuben unterschiedlicher Größe, wobei der kleinere durch eine leichte Drehung die Kompaktheit des Bauvolumens auflöst. In Richtung Süden öffnet sich der Bau mit großflächigen Verglasungen, die übrigen Fassaden sind allseitig identisch mit gezielt orientierten, sparsamen Öffnungen versehen. Allein die Schnittstelle der beiden Volumina wird im Norden durch eine haushohe Verglasung unterbrochen, die den Zugang zum Gebäude kennzeichnet. Für die Garage wurde entlang der ostseitigen Grundstücksgrenze ein selbstständiger Baukörper errichtet, damit das Haus durch den Haupteingang betreten werden kann. In Anlehnung an den italienischen Platz wird hier das Betreten des Hauses über eine „Piazzetta“, einen Vorplatz, förmlich zelebriert.
Raum als Luxus
Mit rund 250 Quadratmetern Wohnfläche bietet der Bau reichlich Platz, was durch die Offenheit der Räume zusätzlich unterstrichen wird. Im Erdgeschoß bilden Küche, Ess- und Wohnbereich eine einheitliche Fläche. Garderobe, Wirtschaftsraum und Haustechnik sind im nordseitigen geschlossenen „Rücken“ des Gebäudes untergebracht. Der Wellnessbereich mit Bad und Sauna öffnet sich nach Westen, eine Terrasse bildet hier den Übergang in den Park. Über eine Galerie mit zusätzlicher Fläche für flexible Nutzung erreicht man im Obergeschoß den Schlafbereich, einen loftartigen Raum und hintereinander angeordnet Schlafzimmer, Ankleideraum und Bad. Die komplett verglaste Südfassade mit mobilen Glaselementen erlaubt es, den Schlafbereich in eine offene Loggia umzuwandeln. Ein großer Luftraum verbindet die beiden Stockwerke miteinander. Der sechs Meter hohe Wohnraum ist der wahre Luxus dieser Villa. Eine überdachte Terrasse in der gesamten Breite von Wohn- und Essbereich ergibt einen Zwischenraum zum Garten mit Pool. Mit allseits angebrachten, mobilen Screens lässt sich dieser Bereich schließen und unterstreicht dabei zusätzlich die Kompaktheit des Gebäudes. Dreifach isolierte Schiebefenster mit minimalster Ansichtsbreite der Profile verbinden den Innenraum mit außen fast nahtlos.