Im Jahr 2013 lobte der wohnfonds_wien gemeinsam mit den Grundeigentümern, den Bauträgern kabelwerk und Donaucity Wohnbau AG, Bauträgerwettbewerbe für das neue Wohngebiet zwischen Van-Swieten-Kaserne, Brünner Straße und Marchfeldkanal in Wien-Stammersdorf aus. Drei der sechs Bauplätze waren für geförderten Wohnbau vorgesehen. Den Wohnbau auf Bauplatz 4 realisierten Superblock Architekten im Jahr 2018 (siehe Ausgabe 342), den auf Bauplatz 1 Ende 2019 die Architektengemeinschaft Stammersdorf unter der Federführung der Architekten Hermann & Valentiny.
Flexible Wohnungsstruktur
Im Vorjahr schließlich wurde auf Bauplatz 5 das Projekt der Architekten Schindler und Szedenik fertiggestellt. Das Projekt besteht aus drei von Norden nach Süden verlaufenden Zeilen aus kompakten zweihüftigen Baukörpern, die gemeinsam einen Block bilden und zwei Innenhöfe entstehen lassen. Die Zeile zum südlichen Straßenraum ist mit zwei Unterbrechungen geschlossen. Die Unterbrechung der geschlossenen Bauweise im Süden ermöglicht Durchblicke bis zum Park.
Die statische Struktur folgt dem Prinzip Außenwand – Mittelwand – Außenwand, damit ist in Längsrichtung der Zeilen eine flexible Wohnungsstruktur gegeben. Die Häuser werden über Mittelgänge erschlossen, die südliche Zeile über einen Laubengang. Über diesen Laubengang sind die Gebäude intern miteinander vernetzt. Die Laubengänge sind um Flächen zum Verweilen und zur Kommunikation erweitert. Die Mittelgänge ermöglichen in jedem Geschoß natürliche Belichtung und Ausblick.
Anspruchsvolles soziales Konzept
Die Jury unter Rudolf Scheuvens strich besonders den städtebaulichen Ansatz mit seiner klaren Komposition aus gut proportionierten Baukörpern sowie die daraus entstehenden gut dimensionierten Freiräume hervor. Das Erschließungskonzept erzeugt eine ausgewogene Bilanz zwischen Durchwegung und Privatheit. In puncto sozialer Nachhaltigkeit handelt es sich um ein sehr anspruchsvolles soziales Konzept mit Schwerpunkt auf Mitbestimmung und Mitgestaltung. Die Bewohner konnten über Grundrisse und Ausstattung ihrer Wohnung sowie über Ausstattung und Bespielung der Gemeinschaftsräume mitentscheiden. Dieses partizipative System der Grundrissgestaltung, die in Verbindung mit der Anordnung eines horizontalen Sanitärschachts im Mittelgang eine fortgeschrittene Position im gegenwärtigen Wohnbau darstellt, wurde von der Jury ebenfalls gelobt.
Nord-Süd-Durchquerung
Die Freiräume des Bauplatzes entwickeln sich von lauteren aktiven Zonen um die Gemeinschaftsräume herum zu ruhigeren grünen Bereichen in den Höfen. Die aktiven Zonen verfügen über Kleinkinderspielplätze und Treffpunkte. Den Bewohnern steht eine Nord-Süd-Durchquerung offen. Die Übergänge zu den Wohnbändern im Norden sind durchlässig, definieren aber mit Fahrradständern oder Sitzbereichen eine optische Barriere und damit klare Grenze für nicht am Bauplatz Wohnende. Pufferzonen in den Höfen entlang der EG-Wohnungen sind mit Stauden und Gräsern dicht bepflanzt. An der West- und Ostseite haben die Erdgeschoßwohnungen Mietergärten. Ein Meter hohe Buchenhecken bilden die Grenze zwischen den Gärten. Zum Bauplatz 6 dienen allgemeine dicht bepflanzte Beete als Puffer. Die Regelwohnungen wurden in Zwei- bis Fünfzimmervarianten angelegt, innerhalb der jeweiligen Typen gibt es sie in unterschiedlichen Größen und Grundrissvariationen. Die Wohnungen verfügen über Loggien, die jeweils durch Balkone erweitert sind.