Kein kritikloser Erfüllungsgehilfe politischer und gesellschaftlicher Interessen, sondern einer, den die Sehnsucht nach Bereicherung des Bauens und damit des Raumes durch neue Mittel, das Engagieren der technischen Welt für die Erlebniswelt der Sinne bestimmt – so charakterisierte Friedrich Achleitner einst den österreichischen Architekten Karl Odorizzi. Dem 1931 geborenen Odorizzi, der sein Architekturbüro in Wels seit 1958 betreibt, sei es immer gelungen, einen konstanten Abstand zu halten zwischen Ziel und Realisation, zwischen Vorstellung und Möglichkeit.
Mit dem Ende 2018 fertiggestellten Einfamilienhaus in einem Siedlungsverband am Stadtrand von Wels bewies der Architekt, der nebenher auch Malerei und Gesang studiert hatte, dass manches möglich werden kann. Obwohl der Bebauungsplan in diesem Gebiet Pultdächer im 30-Grad-Winkel vorschrieb, legte Odorizzi den Baubehörden ein Haus mit begrüntem Flachdach und einem verglasten Dachpavillon vor. Mit dem Ergebnis, dass alle Bauten in der Gegend nunmehr mit Flachdach errichtet werden dürfen. Nur der geplante Pool am Dach durfte nicht realisiert werden.
Das zweigeschoßige, teilunterkellerte Haus im klassisch-modernen Stil verfügt über einen für diesen Stil typischen offenen, übereck voll verglasten Wohnraum, der über drei Stufen abgesenkt ist, mit darüber liegendem Luftraum, der zusätzlich schräg verglast ist, sodass dieser Bereich vom Schlaftrakt im Obergeschoß aus über eine Galerie eingesehen und voll belichtet werden kann. Die Brücke mit Blick zum Untergeschoß liegt zwischen dem Kindertrakt und dem Elternteil. Errichtet ist das Haus in Ziegelmassivbauweise und weiß gestrichener EPS-Fassade.