Als das Büro Treberspurg Architekten vor gut zehn Jahren ein Projektdesign für „vertikale Gärten“ mit Verschneidungen zu den Balkonräumen vorlegte, hat das nach eigener Einschätzung den Wettbewerbserfolg gekostet. „Das war früher einfach nicht so das Thema“, stellt Christoph Treberspurg aus heutiger Distanz fest. Ein paar Jahre später stand in Neu-Erlaa ein großvolumiges Wohnviertel zum Thema Urban Gardening an und dann war man für das Thema gewappnet. Prompt hatte man dem Bauherrn die richtige Lösung geboten und den Wettbewerb gewonnen. Mit Trog- und Wannensystemen wurde ein massiver Baukörper mit reichlich Grünelementen bedacht. Dieser steht nach Fertigstellung als grünes Tor fürs Viertel In der Wiesen Ost „zum Garteln“ da. Das dezente Fassadengrün in der Mitte des Bauwerks war dann auch der Treffpunkt fürs erste Kennenlernen der Bewohnerinnen und Bewohner. „Hier kümmert sich die Community eigenverantwortlich“, sagt Christoph Teberspurg. Ein Wannensystem aus Blech wurde als Trägermedium eingesetzt. Von dem Gebäude in Neu-Erlaa aus hat man einen guten Blick hinüber nach Alterlaa. Nicht nur wegen der Variation des Ortsnamens passt die Referenz, auch weil dort die Harry-Glück-Bauten wie ein schwer erreichbares Vorbild stehen.
Die hängenden Gärten
Zum Zeitpunkt der Eröffnung eines Neubaus bereits mit Vegetation zu rechnen wäre laut Treberspurg verfehlt: „Das geht erst nach drei Jahren wirklich los.“ Sein Büro hat mit einem Wohnbauriegel entlang der Brünnerstraße auch einen Grünfassaden-Klassiker hervorgebracht. „Hier hat sich erst nach zwanzig Jahren die volle Wirkung entfaltet“, sagt Treberspurg und verweist auf seinen Vater Martin Treberspurg als damaligen Chefplaner. Ein auf einem Stahlseilnetz sich hochrankender Blättervorhang verwandelt dort Wohnungszugänge in Laubengänge. Gefühlt absentiert sich der gesamte Gebäudeblock dahinter vom mitreißenden Straßengeschehen.
Was die Materialien und Bauteile fürs Grün an den Fassaden betrifft, lässt sich mittlerweile von einer Auswahl sprechen. Grünwand, Livingpanel oder auch Vertikalbeet sind Produktnamen für sich ähnelnde, wandgebundene Systeme. Um Pflanzen beim Nach-oben-Ranken den Halt zu geben, den sie brauchen, sind Gitter, verankerte Drahtseile oder Netze beliebte Varianten. Über Raster und variabel setzbare Knoten sowie Ankertypen kann gut auf planerische Anforderungen reagiert werden. Klematis, Hortensie oder Blauregen sind übrigens dekorative Pflanzen, die beispielsweise auf Pergolas vorkommen.