Wien-Oberlaa: In der Grundäckergasse 14, wo im Süden und Osten Felder und Einfamilienhäuser den noch immer dörflichen Charakter dieses Stadtteils prägen und westlich bereits mehrgeschoßige Wohnbauten heranrücken, befindet sich die im Sommer 2020 fertiggestellte Volks- und Mittelschule, geplant vom Wiener Architekturbüro Schluder. Die Spezialisten für Schulbauten (unter anderem planten sie die Mittelschule Biotope City am Wienerberg oder den Bildungscampus Landgutgasse) haben ein viergeschoßiges Gebäude in Nord-Süd-Richtung, parallel zu den großvolumigen Wohnbauten, platziert und damit ein Portal zum neuen Wohnquartier definiert. Der L-förmige Baukörper ist an der Westseite höher und an der Ostseite niedriger angeordnet und bietet mit dieser skulpturalen Ausformulierung, so das Urteil der Wettbewerbsjury im Juni 2018, eine adäquate Antwort auf die städtebauliche Situation. Der eingeschoßige Turnsaaltrakt liegt im rechten Winkel zum Hauptgebäude und schließt damit die städtische Kante zur Grundäckergasse, schafft damit aber auch einen geschützten Schulhof, der sich mit den nördlichen Freiflächen der benachbarten Liegenschaft verbindet.
Dass die Bildungsräume in West-Ost-Richtung orientiert sind, wurde von der Jury als besondere Qualität gewertet, ebenso wie die logische, selbstleitende und intuitiv verständliche innere Erschließung. Das Schulgebäude wird über zwei Eingänge erschlossen, einen zentralen Haupteingang am Vorplatz und einen Nebeneingang über den autofreien Weg aus dem Wohnquartier. Ein eigener, barrierefreier Zugang befindet sich an der südlichen Gebäudeseite direkt neben dem Haupteingang. Das Schulgebäude wird vertikal von zwei zentralen Stiegen erschlossen. Im zweiten Obergeschoß sind jeweils zwei Cluster sowie die Departmenträume des Kreativbereichs untergebracht. Diese funktionale Anordnung ermöglicht es, auch bei Adaptierung oder einer Erweiterung der Schule die Departmenträume in die jeweiligen Cluster integrieren zu können. Jedem Cluster ist als Erweiterung der multifunktionalen Flächen im Inneren eine Freiklasse in Form von Balkonen oder Terrassen zugeordnet.
Im Gebäudeinneren sind die Funktionsbereiche vor allem durch die unterschiedlichen Bodenbeläge gestalterisch differenziert. Während in den Allgemeinbereichen geschliffener Estrich und Feinsteinzeug und in den die Sonderunterrichtsräumen Kautschuk als Belag gewählt wurde, wird in den Clustern durch Industrieparkett mit farblichen Akzenten an den Zugangstüren eine wohnliche Atmosphäre geschaffen.
Gemeinsam mit der Landschaftsarchitektin Carla Lo wurde das Schulgebäude in die Schullandschaft integriert und der im Norden gelegene öffentliche Park als Teil der Freiraumgestaltung der Schule eingeplant. Das begrünte Gelände verbindet das Erdgeschoß und das erste Obergeschoß miteinander. Die von außen gut ablesbare Funktionalität der Innenräume korrespondiert mit einer interessanten, abwechslungsreichen Fassadengestaltung. Unterschiedliche Fensterformate sowie die von bronzefarbenen Aluminium-Blech-Profilen erzeugte vertikale Struktur der Fassaden verleihen dem Gebäude eine angenehme Kleinteiligkeit und Gliederung des Bauvolumens. Dass das Schulgebäude im Wettbewerbsprojekt als Holzbau konzipiert war, schlussendlich aber ein Stahlbetonbau wurde, hat der von der Jury erwarteten kurzen Bauzeit keinen Abbruch getan: Neun Monate Planungs- und 17 Monate Bauzeit können sich sehen lassen.