Wodurch zeichnet sich ein gelungener Innenraum aus?
Martin Luptacik: Ein Innenraum ist dann gelungen, wenn er die vom Auftraggeber geforderten formalen und funktionalen Kriterien erfüllt. In der Regel werden Büroräume alle sieben bis zehn Jahre verändert. Zeitgemäße Räume sollen daher Adaptierungen und Interventionen der Nutzer vertragen. Veränderungen oder Eingriffe der Mieter betreffen vorwiegend das Mobiliar, die Farbgebung und Beleuchtung. Wir schaffen keine musealen, „starren“ Räume, sondern Orte, die den Anforderungen der Nutzer angepasst werden können. Im Objektbau setzen wir Naturstein allem in Begegnungsbereichen wie Bar und Küche ein. Die Anforderungen von Auftraggebern, die Mieter sind, weichen natürlich von den Vorstellungen der Klienten ab, die zugleich Inhaber der Immobilie sind. Die Lage, die technische Infrastruktur und auch die Ausstattung beeinflussen maßgeblich die Attraktivität von Büroräumen. Investoren wünschen daher langfristige Lösungen und dauerhafte Werkstoffe. Hier trägt die Ausstattung zugleich zum Werterhalt der Immobilie bei.
Wie haben sich die Anforderungen an Innenräume seit Corona verändert?
Die größte Veränderung innerhalb der Arbeitswelten ist das Homeoffice. Niemand hätte eine so weitreichende und kurzfristige Veränderung für möglich gehalten. Arbeitnehmer wechseln je nach Tätigkeit zwischen dem Arbeiten zu Hause und der Anwesenheit am Arbeitsplatz im Unternehmen. Im klassischen Büro werden die Flächen nicht automatisch weniger, sondern unterliegen einer Transformation der Funktionen. Der klassische, fixe Arbeitsplatz am Schreibtisch wird häufig nicht mehr benötigt. Desksharing, also das Teilen des Arbeitsplatzes, nimmt zu. Während des ersten Lockdowns haben wir eine Sehnsucht der Mitarbeiter nach der gewohnten Arbeitsumgebung außerhalb des familiären Umfelds festgestellt. Seitdem rücken Funktionen wie Wissensaustausch, Begegnung und Kommunikation im Büro stärker in den Mittelpunkt. Meetingräume, auch in kleineren Einheiten und mit unterschiedlichen Ausstattungen, sind gefragt. Neben dem klassischen Besprechungsraum mit langem Tisch gestalten wir kleine Raumeinheiten mit Sesseln, kleinere Nischen oder auch ein Atrium mit Smartboard. Dazu passen wir die Räume an die Arbeitskultur und Technologie des jeweiligen Auftraggebers an. Da wir im Arbeitsalltag beinahe ununterbrochen kommunizieren, stellen wir bei Bedarfsanalysen ein steigendes Bedürfnis nach Ruhe und Rückzugsgelegenheiten für konzentriertes Arbeiten fest.