314 Portraits

„Ein Bauwerk ist es selbst“

Architekt Hans Hollein, 2011. © Alexandra Pawloff

Hans Hollein 1934 – 2014

„Form ruft Funktion hervor. Form ist ein integraler Teil des geistigen Inhalts, der Bestimmung eines Gebäudes. Form entsteht nicht von selbst. Es ist die Entscheidung des Menschen, ein Gebäude als Würfel, als Pyramide oder als Kugel zu machen. Ein Bauwerk ist es selbst. Architektur ist zwecklos. Was wir bauen, wird seine Verwendung finden.“ So Hans Hollein 1962 in einem Vortrag in der Wiener Galerie St. Stephan. Im folgenden Jahr präsentierte die Galerie eine bahnbrechende Ausstellung Holleins und Walter Pichlers mit utopischen Stadtüberbauungen, im Katalog war Holleins programmatischer Text „Absolute Architektur“ abgedruckt.

Hollein war kein Mann der halben Sachen. Mit seinen Projekten der 1960er Jahre, etwa einem transportablen aufblasbaren Atelier, mischte er nicht nur den distinguierten Nachkriegsfunktionalismus der Wiener Kunst- und Architekturszene auf. Gemeinsam mit Gustav Peichl, Walter Pichler und Oswald Oberhuber konzipierte er Mitte der 1960er Jahre die Zeitschrift der Zentralvereinigung der Architekten, „Der Bau“, völlig neu – die fünf unter Holleins Leitung erschienenen Jahrgänge des fortan nur noch „Bau“ genannten Mediums zählen nach wie vor zum Besten der österreichischen Architekturpresse. Innerhalb der ZV, deren Vorsitzender er selbst später lange Jahre war, setzte sich Hollein unter anderem für die Rettung des Wittgensteinhauses ein.

Hollein gehörte zu der Generation, die entscheidende Einflüsse ihrer Studien in den USA nach Wien brachten. Das Werk von Rudolf Michael Schindler und die Pueblo- Architektur der Indios waren frühe Forschungsthemen, die Holleins Konzept einer dreidimensionalen architektonischen Landschaft mit verbindenden Wegen, Treppen und Rampen, wie er es etwa beim Museum Abteiberg in Mönchengladbach oder auch in der Ganztagesschule Köhlergasse in Wien umsetzte, nachhaltig prägten.

Schon in jungen Jahren realisierte Hollein Epochales, allen voran 1965 das 14 m² große Kerzengeschäft Retti, dessen radikale Aluminiumfassade mit als ästhetisches Mittel eingesetztem Lüftungsgitter international einflussreich wurde. Es folgten Ikonen der architektonischen Pop Art wie die mittlerweile ebenso wie das Retti-Geschäft denkmalgeschützte Wiener Boutique Christa Metek sowie ein multifunktionales Röhren- Wegweisersystem für das Olympische Dorf in München 1972, das mit verschiedenen Farben, Beleuchtungen, Informationen vie Diaprojektion und Fernsehbildschirmen, Infrarot- und Fußbodenheizung, kühlender Frischluft und Wasserzerstäubern arbeitete.

Mit den beiden in der Folge entstandenen Schullin- Juweliergeschäften und dem Haashaus positionierte sich Hollein als österreichischer Pionier der Postmoderne. Dies sollte ihm bleiben und dauerhaften Erfolg einbringen. 1985 erhielt Hollein als bislang einziger Österreicher den Pritzker-Preis, 1996 war er, erster Nichtitaliener in dieser Funktion, Gesamtkurator der Architekturbiennale. Nicht realisiert wurden von seinen ambitionierten und lange verfolgten Entwürfen unter anderem die Guggenheim- Museen in Wien und Salzburg; manches wurde scharf kritisiert wie etwa der „Soravia-Wing“ der Wiener Albertina mit seinem 64 m langen Titan-Flugdach. So kompromisslos, so monumental wie seine Stadtüberbauungsprojekte der sechziger Jahre war Hans Hollein auch als Person. Kurz nach seinem 80. Geburtstag ist Hans Hollein in Wien verstorben.

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