Welche Unterschiede gibt es dabei?
Synchron bedeutet, dass die Lehre in real time stattfindet. Der oder die Vortragende ist bei der Vermittlung der Inhalte anwesend. Das bieten eigentlich alle Unis an. Mithilfe von Videokonferenzsystemen wird ein wie auch immer ausgestalteter gemeinsamer Raum zur Wissensvermittlung hergestellt. Durch Bild und Ton, also Video- und Audioübertragung zwischen Lehrenden und Lernenden, findet ein Austausch statt. Meist gibt es ein Chatsystem für Rückfragen, das von den Studierenden verwendet werden kann, ohne den Vortrag zu unterbrechen. Dieses System funktioniert besonders dann, wenn die didaktische Aufbereitung gut gemacht ist. Wir wissen aber, dass es bei Onlineformaten schnell zu Ermüdung kommt. Zudem kann der oder die Vortragende die Aufmerksamkeit des Publikums nicht einschätzen. Wenn asynchron gelernt wird, bedeutet das Zeitunabhängigkeit. Da heißt, es ist keine Lehrperson zeitgleich vor Ort. Kursinhalte können vorab produziert werden, man kann sie im Selbststudium konsumieren und sich die Zeit selbst einteilen. Für das Selbststudium eignen sich auch MOOCs (Massive Open Online Courses), wo man mit Quizfragen den Lernerfolg überprüfen kann. Über die österreichische Plattform iMooX sind zum Beispiel über 90 Kurse zu verschiedensten Themen frei zugänglich.
Welche Form des Lernens ist verbreiteter?
Beide Formen werden gelebt, sie sind schon länger präsent. Durch Covid wurden sie aber extrem verstärkt – aus Mangel an Möglichkeiten, sich zu treffen.
Werden damit nicht viele Räumlichkeiten an Universitäten überflüssig? Abgesehen von Labors etwa, wo man physisch präsent sein muss, können Lehrinhalte ja dann im Prinzip von überall her und überall hin in die Welt geschickt werden.
So sehr ich für digitale Lehr – und Lernszenarien plädiere, so klar ist auch, dass diese die Präsenzlehre nicht ersetzen werden. Ein wichtiger Grund hierfür ist, dass nicht jedes didaktische Szenario in digitaler Lehre gut abgebildet werden kann. Physischer Kontakt zwischen Menschen ist unverzichtbar. Räume werden daher nicht schrumpfen an den Unis. Der Campus an sich – unabhängig von der Anzahl von Gebäuden – ist ein wesentlicher Ort zum Lernen und hat eine wichtige soziale Komponente. Hier findet informeller Informationstransfer statt. Gerade für Studierende, die neu sind an der Uni, ist dies ein wichtiger Punkt. Man kann in Präsenz besser miteinander kommunizieren, man trifft sich beim Kaffee, beim Warten auf einen Seminarbeginn – genau diese Alltagssituationen haben während Covid sehr gefehlt. Aber auch viele Lehrende
waren froh, im Sommersemester wieder in die Präsenzlehre zurückzugehen, weil durch reine Onlineformate didaktische Defizite entstehen.
Kann man sich die Zukunft der Bildung als ein Hybridformat vorstellen?
Räume des Lernens der Zukunft werden durch die Kombination aus physischem Raum und Technik bestimmt. Hybride Lehrformen werden forciert werden müssen, weil man damit ein zusätzliches Angebot schaffen kann. Betrachtet man beispielsweise die Frage der räumlichen Distanz: Wenn man an einem Tag nur eine Lehrveranstaltung hat, kann man sie online machen. Oder man hat Betreuungsverpflichtungen und kann diesen nachkommen, wenn man das Haus nicht verlassen muss. Hybride Lehrveranstaltungen haben somit inkludierende und inklusive Aspekte, auch für Gruppen, die es sonst aus vielerlei Gründen schwerer haben, am Präsenzunterricht teilzunehmen. Manchmal ist es eindeutig leichter, eine Lehrveranstaltung von zu Hause aus zu besuchen.
Welche Maßnahmen haben bestehende Einrichtungen zu beachten, vor allem in der Raumgestaltung?
Wenn Studierende von 9 bis 10:30 eine Lehrveranstaltung in Präsenz besuchen, dann aber bereits um 11 Uhr ein Onlineseminar haben, brauchen sie Räume, die akustisch und visuell dafür geeignet sind. Man braucht auch bei Onlineveranstaltungen die Möglichkeit abgeschlossener Räume, weil bei Seminaren ja auch gesprochen wird. Solche Räume wurden vor Kurzem bei der Renovierung der Bibliothek der Uni Graz hergestellt.
Als weiteren wichtigen Punkt sehe ich die technische Raumausstattung. Im Hybridformat sind Studierende vor Ort und gleichzeitig nehmen andere online teil. Wenn es sich dabei um ein interaktives Setting handelt, sollte man die Lehrperson und die Mitstudierenden sehen. Man braucht also ein richtiges Kamerasystem, und fast noch wichtiger ist das Audiosystem, etwa Kameramikrofone im Raum. Weil jede Veranstaltung immer auch Hintergrundgeräusche produziert, sind ausgefeilte Audiosysteme nötig. Damit der ganze Raum für die online Teilnehmenden sichtbar ist, verwendet man in kleineren Räumen mobile Audio-Video-Systeme mit 180-Grad-View, sodass der gesamte Raum sichtbar ist.
Gibt es spezielle architektonische Herausforderungen?
In der Tat ist hier viel zu tun. Man muss die räumliche Gestaltung von Universitäten entlang der Frage überdenken: Was braucht ein Lernraum heute? Selbstverständlich müssen die Räume die Grundvoraussetzungen technischer Infrastruktur wie Internet und genügend Steckdosen erfüllen. Ein großes Thema ist auch Flexibilität. Ein Lernraum als solcher sollte nicht statisch sein. Je nach Situation sollten Sessel flexibel sein und die Größe der Räume möglicherweise adaptierbar. Freundliche Gestaltung ist ebenso wichtig. Die Atmosphäre der Orte, in denen man lehrt und lernt, spielt eine wesentliche Rolle.
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