Energieeffizienzgebote und das Bedürfnis der Menschen nach Tageslicht weisen jetzt den Weg zu neuen Planungsansätzen in der Architektur.
Vor zwei Jahren beschloss die Europäische Union mit der Strategie 20-20-20 die Förderung umweltfreundlicher Technologien. Dabei sollen EU-weit die Erneuerbaren Energien auf 20 % des Gesamtenergieverbrauches angehoben werden. Österreich hat sich dabei verpflichtet, diesen Anteil gar auf 34 % zu heben. Gleichzeitig sollen um 20 % effizienter mit den Energien umgegangen und 20 % weniger Treibhausgase ausgestoßen werden. Eine Herkulesaufgabe, die erst langsam in den einzelnen Sektoren ankommt. So auch bei den Gebäuden. Energieeffiziente Häuser sollen von nun an das Baugeschehen dominieren. Bei den Neubauten gilt der Anspruch zumindest auf Niveau eines Niedrigenergiehauses zu planen, schnell wurde ein Programm dazu erfunden: Haus der Zukunft, dem dann das Haus der Zukunft Plus folgt.
Schuhschachtelbauweise
Die Idee dahinter beruht darauf, dass der Wohnbau, die Gewerbeanlage keine Energie frisst, sondern bestenfalls welche erzeugt. Weniger Heizverluste dank dichterer Außenhülle, Vermeidung von Wärmebrücken, bis zuletzt das ganze Objekt in dicke Isolierschichten eingepackt wird. Doch was sich nach den ersten Umsetzungen dieser Paradigmen zeigt, ist, dass die Unzufriedenheit mit dem Geschaffenen steigt. Heinz Hackl vom Dachfensterhersteller Velux, der sich bei dem europäischen Projekt Sunlighthouse intensiv mit Licht, Raum und Wärme auseinandersetzt, kritisiert die Schuhschachtelbauweise: „Durch den Energiesparsinn entstanden Häuser, die im Norden keine, im Osten und Westen kleine, dafür im Süden über die ganze Häuserfront versehene Fensterfronten aufweisen. Zum Schluss kommt noch ein Deckel drauf – das Dach.“ Welches bestenfalls eine Menge Sonnenkollektoren aufzuweisen hatte.
Versuchung der Kennwerte
Der Schweizer Solarpreis ist einer der ersten in der Solararchitektur. Seit 1991 wird er vergeben und anhand der prämierten Objekte lässt sich die Genese der Jurybewertungen nachvollziehen. Zeichnete man am Anfang jenes Projekt aus, das die größte Fläche an Sonnenkollektoren aufwies, so rechnete ein Juror nach, dass das Objekt einfach mit besseren Fenstern und nur halb so vielen Paneelen energetisch sogar besser ausgestiegen wäre. Die Versuchung, mit vielen Zahlen und Kennwerten zu überzeugen, ist auch heute noch groß, aber sie ist nicht unwidersprochen. So musste sich ein mit dem Solarpreis ausgezeichnetes Zweifamilienhaus die Kritik gefallen lassen, dass es zwar für sich funktioniert, aber gleichzeitig die Zersiedelung fördere. Ähnlich verunglimpft wurde auch die Monte Rosa-Hütte, die vor zwei Jahren den Schweizer Solarpreis erhielt, aber nun in einem weit weniger strahlendem Licht erscheint. Der monolithische Bau steht auf 2.883 Meter Seehöhe, dessen Aluhülle mit hohem Aufwand an Ort und Stelle gebracht wurde. Die Frage nach der Verwendung ressourcenschonender Materialien in der Architektur wird immer lauter.
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