Mit der Idee, einen neuen Baustandard zu entwickeln, der die Errichtung von Gebäuden in ressourcenschonender, nachhaltiger und klimaneutraler Ziegelbauweise bis zu einer Höhe von acht Geschoßen konstruktiv möglich machen soll, hat der Ziegelhersteller Wienerberger den „Brick Bauhaus 2050“ ins Leben gerufen. Entwickelt haben den Standard Peter Holzer und Renate Hammer vom Institute of Building Research & Innovation in Zusammenarbeit mit dem Verband Österreichischer Ziegelwerke.
Nachhaltigkeit, Innovation und Ästhetik waren dabei die drei maßgeblichen Kriterien: Nachhaltigkeit sei speziell durch die Nutzung bewährter oder die Weiterentwicklung spezifischer Materialqualitäten des Ziegels zu erreichen. Innovation wird als Prinzip zur Bewältigung der Herausforderungen nachhaltiger Entwicklung und damit Grundlage aller im Rahmen des Programms entwickelten Projekte verlangt. Ästhetik sei durch
die Realisierung ambitionierter, hoch qualitativer Architektur unter Berücksichtigung des menschlichen Maßstabs zu erzielen. So könne jene Identifikation entstehen, die ein technisch resilient konzipiertes Wohngebäude an seine theoretische Lebensdauer heran- und darüber hinaus führt.
Jedes mit dem Label Brick Bauhaus 2050 ausgestattete Produkt müsse zu 100 Prozent recycelbar sein. Des Weiteren müssen die Ziegel regional bezogen werden und der thermische Komfort muss auch während extremer Hitzeperioden mit passiver und gegebenenfalls klimaneutraler aktiver Kühlung und auch bei einem Ausfall von Versorgungsnetzen für 72 Stunden sichergestellt sein. Zu guter Letzt müssen Wohngebäude ein attraktives Angebot für alle sozialen Schichten und Generationen anbieten, wollen sie das Gütesiegel erhalten.
Ein Pilotprojekt, bei dem der Standard bereits umgesetzt wird, ist das teilweise in Bau und in Planung befindliche Stadtquartier Wildgarten am Rosenhügel in Wien. Hier wird mit kerngedämmten Ziegeln monolithisch gebaut, also ohne zusätzliche Wärmedämmung an der Fassade. Für die Baufelder 5 und 7 plante das Architekturbüro schneider+schumacher fünf unterschiedliche Haustypen in monolithischer Ziegelbauweise, die nächstes Jahr in Bau gehen. Eine Dichtschlämme außen an den Wandziegeln sorgt für Winddichtigkeit und wird je nach Haustyp unterschiedlich pastellfarbig pigmentiert.
Future Brick Days
Vorgestellt wurde das Konzept von Architekt Eckehart Loidolt von schneider+schumacher anlässlich der Future Brick Days Anfang November in Wien, wo in vielen Vorträgen die Chancen der Digitalisierung für die Baubranche erörtert wurden. Neben Loidolt trat dort unter anderem der norwegische Architekt Havard Vasshaug von „Reope“ in Oslo auf, der erläuterte, dass Architekten und Ingenieuren künftig immer häufiger eigene Tools entwickeln und anderen zur Verfügung stellen werden. Sigrid Brell-Cokcan, Leiterin des Lehrstuhls für individualisierte Bauproduktion (IP) und des Forschungsinstituts „Center Construction Robotics“ an der RWTH Aachen, erläuterte die Informationsflüsse ausgehend von der Vorproduktion auf die Baustelle der Zukunft und die Einflüsse von Digitalisierung, Automatisierung und Robotik.
Der Artikel als PDF