370 Architektur Wettbewerbe

Campus Mähdle Wolfurt

© Wimmer-Armellini
Modell Siegerprojekt Architekt Rainer Beer
© Wimmer-Armellini

Architekt Rainer Beer ist der Gewinner des von der Vorarlberger Marktgemeinde Wolfurt ausgelobten geladenen Realisierungswettbewerbs für den Neubau des Kindergartens und der Kleinkindbetreuung sowie für die Neugestaltung der Außenanlagen des Campus Mähdle.

von: Redaktion

Auf dem Wettbewerbsgebiet befinden sich bereits die zwei Gebäude Volksschule Mähdle und die Werkstatt der Lebenshilfe Wolfurt. Die Volksschule Mähdle wurde im Jahr 1974 nach Plänen von Architekt Karl Büsel errichtet und im Jahr 2009 umgebaut und thermisch saniert. Bei diesem Umbau wurde die zuvor freistehende Turnhalle mit der Baumasse der Volksschule zu einem Baukörper vereinigt. Weiters wurde der Vorplatz abgesenkt und der Haupteingang in das ehemalige Untergeschoß verlegt. Über dieser Eingangsebene befinden sich noch drei Obergeschoße mit Aula, Bibliothek und acht Klassenräumen. Im polygonalen Nebenbaukörper befand sich die Zulufttechnik für das als Luftschutzkeller genutzte Untergeschoß der Volksschule. Diese Kellerräume werden aktuell als Musikprobe­räume genutzt.

Das Gebäude der Werk­stätte Wolfurt der Lebenshilfe wurde im Jahr 2003 nach Plänen von Architekt Helmut Kuess errichtet. Die Werkstätte bietet beschützende Arbeits- und Aufenthaltsplätze für 24 beeinträchtigte Personen, die in fünf Gruppen mit jeweils zwei Betreuern leichte Arbeiten oder Beschäftigungstherapie verrichten können. Die Aufenthaltsqualität im bestehenden Hof ist wegen des herben Charakters der Umfassungsmauer, der fehlenden Beschattung und der Abwesenheit vermittelnder Elemente wie Brunnen o. Ä. nur im bescheidenen Maße gegeben. Die Vorzone und der Eingangsbereich des Gebäudes sind durch die Parkierung von zehn Pkw und die Absenz von darüber hinausgehenden außenräumlichen Angeboten und fehlender Annäherungsqualität geprägt.

Das Raumprogramm besteht aus zwei Gruppen à 60 m2 für 48 Kindergartenkinder im Alter von drei bis sechs Jahren und vier Gruppen à 30 m2 für 48 Kleinkinder im Alter von eineinhalb bis drei Jahren. Jedem Gruppenraum war ein Ausweichraum von 30 m2 zuzuordnen. Die Garderobe sollte getrennt für Kleinkindgruppen und Kindergarten in direkter Nähe zu Windfang und Sauberlaufzone angeordnet werden. Die Kleinkindergruppen waren vorzugsweise im Erdgeschoß anzuordnen. Der Bewegungsraum war mit Nebenräumen, WC und Geräteraum auch für externe Abendnutzung sinnhaft anzuordnen. Für die 48 Kleinkinder und für die 48 Kindergartenkinder waren getrennte Freispielflächen nachzuweisen. Ein direkter Zugang von den erd­geschoßig angeordneten Gruppenräumen zu den Außenbereichen war gewünscht.

1. Rang
Projekt 02

Architekt DI Rainer Beer
Andelsbuch/Dornbirn
Gegründet 2022
rainerbeer.com

Institutionen

Sieger wurde der Dornbirner Architekt Rainer Beer. Die Jury überzeugte die städtebauliche Strategie: Identität, Lesbarkeit und übergeordnete Gemeinsamkeit der unterschiedlichen Einrichtungen, die durch die differenzierten Außenanlagen gestärkt wird. Die Positionierung des Kindergartens verschafft allen drei Institutionen des Campus einen eigenständigen Auftritt und fördert zugleich den Dialog zwischen ihnen. Der Campus entwickelt sich entlang einer Magistrale, an der unterschiedliche Dichte und Interaktion der einzelnen Einrichtungen gefördert wird.

Der Ballspielplatz mit umfassenden Sitzstufen bietet einen gut benutzbaren Außenbereich für Pausen, Sport und Feste der Volksschule. Schutz und Belebung werden für die Einrichtung der Lebenshilfe angeboten, das Kinderhaus steht in guter Distanz zu den lauten Flächen des Skaterparks. Das Angebot an Grünflächen ist überzeugend. Die Position des Kinderhauses respektiert den erhaltenswerten Baumbestand, inszeniert diesen sogar zum Zentrum der Marktplätze, lässt einen direkt zugeordneten Außenraum für beide Kleinkinderbereiche wie auch für den gemeinsamen Marktplatz im Erdgeschoß entstehen. Mit der Schaffung eines überdachten Außenbereichs für den Kindergarten könnte die formale Ausrichtung dieser Absicht in der Weiterbearbeitung erfolgen, meinten die Juroren. 

Der pädagogische Raum ist sorgsam überlegt, die Bereiche sind flexibel nutzbar und mit der gemeinsamen Mitte dem Marktplatz überzeugend zum Bildungsraum komplettiert. Die Durchlässigkeit zum ­Außenraum kann diesen als ­erweiterten pädagogischen Raum miteinbeziehen. Der für Klein- und Kindergartenkinder angebotene Speiseraum im Erdgeschoß könnte eine Störung für den Kleinkinderbereich darstellen und sollte geteilt für Kiga im Obergeschoß und Kleinkinder im Erdgeschoß weiterentwickelt werden.

Empfehlungen der Jury 

Als räumliches Defizit wird der Eingangsbereich des Kinderhauses diskutiert, der weiterzubearbeiten ist. Der singuläre Auftritt des Bewegungsraums wirft Fragen hinsichtlich Hö­hen­entwicklung, architektonischer Geste und Unschlüssigkeit des Vordachs auf. Der Vorschlag kann unter Einbeziehung der Empfehlungen der Jury das Potenzial hinsichtlich Freiraumqualitäten, pädagogischem Raum und Campusgedanken am überzeugendsten darstellen. Die grundsätzliche Anordnung der Außenflächen wird gewürdigt. Für die Um­setzung ist ein Landschafts­architekt beizuziehen. Der gedeckte Außenbereich fehlt und sollte nachgewiesen werden. Der Eingangsbereich wird im Gegensatz zur großzügigen Innenhofgestaltung als zu beengend und ohne „Willkommens­geste“ empfunden. In diesem Bereich sollte eine dreidimensionale Orientierungsmöglichkeit geschaffen werden. Die Situierung des Treppenhauses ist zu überarbeiten, dabei sollte auch eine Belichtung des Marktplatzes von Süden angestrebt werden. Der Speise-/Essbereich sollte sowohl im Erdgeschoß für Kleinkinder als auch im Obergeschoß für die Kindergartenkinder angeboten werden.

AUSLOBUNG

Ausloberin/Auftraggeberin
Marktgemeinde Wolfurt
Schulstraße 1, 6922 Wolfurt 

Verfahrensbetreuung
Architekten Wimmer-Armellini
Arch. DI Peter Wimmer, Bregenz 

Art des Verfahrens
Geladener, einstufiger, anonymer Realisierungswettbewerb im Unterschwellenbereich gemäß BVerG idgF 

Gegenstand des Wettbewerbs
Erlangung von baukünstlerischen Vorentwurfskonzepten für den Neubau des Kindergartens und der Kleinkinbetreuung Mähdle Wolfurt sowie für die Neugestaltung der Außenanlagen des Campus Mähdle Wolfurt, am Standort Mähdlestraße 27, 6922 Wolfurt, mit anschließendem Verhandlungsverfahren.

Beurteilungskriterien

Baukünstlerische Kriterien
Baukünstlerischer Ansatz, Entwurfs­idee, Gesamtstruktur und Konzept des statisch-konstruktiven Systems, architektonische Qualität im Außen- und Innenraum

Funktionale Kriterien
Äußere und innere Erschließung, Funktionalität der Gesamtlösung

Ökonomische, ökologische Kriterien
Wirtschaftlichkeit und Energie­effizienz der Gesamtlösung in der Herstellung und im Betrieb des Gebäudes; Wirtschaftlichkeit des statisch-konstruktiven Systems; Einhaltbarkeit des Kostenrahmens; Wirtschaftlicher Umgang mit Ressourcen von Errichtung über Betrieb bis Abbruch; möglichst geringe Reinigungs-, Wartungs-, und Rückbaukosten über den gesamten Lebenszyklus.

Reihung und Preisgelder
1. Rang: Arch. Rainer Beer € 14.000,–
2. Rang: Dorner\Matt Arch. € 12.000,–
3. Rang: Berktold – Weber Architekten € 9.000,– 

3 Anerkennungspreise:
Innauer-Matt Arch./Reitbrugger & Gau ZT/Johannes Kaufmann und Partner je € 3.500,–

Preisgericht (ohne Titel)
Fachpreisrichter:
Hemma Fasch
Michelangelo Zaffignani
Doris Gruber
Manfred Koller

Sachpreisrichter:
Christian Natter
Angelika Moosbrugger
Wolfgang Dittrich
Franz Hammerer

Preisgerichtssitzung
29.06.2023

STECKBRIEF

Rainer Beer sammelte Erfahrungen in den Architekturbüros Dietrich Untertrifaller und Innauer Matt. Seit dem Frühjahr 2022 führt er sein Architektur­büro in Dornbirn.

Mein architektonischer Anspruch …
… liegt in der Erfassung ­lokaler Strukturen, um Gebäude zu gestalten, die sich in ihre Umgebung einfügen. Gleichzeitig ist es mir wichtig, die Nutzerbedürfnisse in Einklang mit den Auswirkungen auf die Gemeinschaft zu bringen.

Wettbewerbe …
… sind vergleichbar mit einer Partie Schach: Jeder startet mit den gleichen Voraussetzungen, und jede Entscheidung zu Beginn beeinflusst das Ergebnis maßgeblich.


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Ort: aut. architektur und tirol im Adambräu, Lois Welzenbacher Platz 1, 6020 Innsbruck, Austria

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