„Materialbau“ hieß das Zauberwort: die Materialsichtigkeit von Gebäudefassaden. Den Anfang machte Friedrich Schinkel mit der Friedrichswerderschen Kirche in Berlin. Mit ihrer dezenten Neogotik nahm sie Bezug auf die norddeutsche Backsteingotik, die mit ihren mächtigen Pfarr- und Klosterkirchen, Rathäusern und Stadttoren den Nord- und Ostseeraum bis heute prägt. Ziegel kamen meist zum Einsatz, wo Naturstein nicht verfügbar war. Das Vorkommen von Tonerde für die Produktion von harten, höher gebrannten und durch die geringere Wasseraufnahme wetterbeständigeren Tonziegeln begünstigte dabei den Einsatz von Sichtziegeln anstelle der weniger widerstandsfähigen Backsteine, die verputzt wurden. Städte wie Danzig, Stralsund, Lübeck, Bologna, Siena, Toulouse und Toledo verdanken ihr Erscheinungsbild ihren Sichtziegelbauten.
Sichtziegel wieder populär gemacht
Im 19. Jahrhundert machten, zunächst in Preußen, Schinkel und seine Schüler den im Barock unbeliebten Sichtziegelbau wieder populär. Das unbestrittene Meisterwerk eines protofunktionalistischen Einsatzes von Sichtziegeln war Schinkels 1831-36 realisierte, nahe der Friedrichswerderschen Kirche gelegene Bauakademie. Revolutionär war hier der Einsatz unverputzter Ziegel bei einem repräsentativen Profanbau. Das nach dem Zweiten Weltkrieg in Ost-Berlin gelegene ikonische Gebäude wurde 1962 abgebrochen. Jüngst gab der Deutsche Bundestag 62 Millionen Euro für eine Rekonstruktion des Baus frei.
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