Der Trend zum hybriden Arbeiten wird die Arbeitswelt weiterhin und nachhaltig prägen. Stefan Wernhart, Geschäftsführer der EHL Gewerbeimmobilien GmbH: „In Zukunft werden nicht zwingend weniger Büroflächen, aber vielfach ganz andere, hybride Bürokonzepte benötigt werden, die das Büro zu einem Ort der Kooperation, Innovation und Kreativität machen. Dazu müssen sie für die Mitarbeiter so attraktiv gestaltet sein, dass sie einen Anreiz bieten, nicht zu viel im Homeoffice zu verbleiben und das Büro als Plattform für den persönlichen Kontakt und Austausch zu nutzen.“ Auch der Trend zu hochwertig sanierten Bestandsobjekten werde den Markt daher weiterhin prägen, glaubt Wernhart. Hochwertige Refurbishments werden im heurigen Jahr einen Anteil von 45 Prozent erreichen. Beispiele dafür sind das Doppio Due (ca. 6000 m2) sowie das Haus am Schottentor (ca. 14.500 m2) in Wien. Die Neuflächenproduktion bleibt aber mit rund 82.000 Quadratmetern auch 2021 weiterhin verhalten. Die Bürosuchen konzentrieren sich derzeit weitgehend auf perfekt erschlossene und repräsentative Bürocluster.
Auch Steven Bill Scheffler, Teamleiter Büroflächen bei OTTO Immobilien, geht davon aus, dass das Büro auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten eine Daseinsberechtigung haben werde, wenngleich die Anforderungen der künftigen Nutzer deutlich steigen und Entscheidungen risikoaverser getroffen werden. „Unternehmen kalkulieren ihren Flächenbedarf nachhaltiger, was auch zu Verschlankungen führen kann“, meint Scheffler.
Der Logistiksektor gehörte zu den wenigen Branchen, die von der Pandemie profitiert haben. Laut einer Erhebung des Immobiliendienstleisters CBRE Österreich beläuft sich die Leerstandsrate aktuell auf nur 1,6 Prozent und konzentriert sich vornehmlich auf den Norden Wiens und das nördliche Umland. Dieser sehr niedrige Wert verdeutlicht den großen Bedarf an gut gelegenen und modernen Lagerflächen, meint man beim Unternehmen. Aufgrund des rasanten Wachstums des Onlinehandels und des lokalen Lagerbedarfs sei die Nachfrage nach Logistikflächen spürbar angestiegen, zudem stehe die Industrie- und Logistikbranche vor weiteren großen Umbrüchen. Lieferkettenmodelle ändern sich ständig, um den steigenden Anforderungen der Kunden gerecht zu werden. Immobilienspezifische und externe Faktoren sorgen für Herausforderungen in Bezug auf das Wachstum und den zukünftigen Geschäftsbetrieb der Unternehmen. Die Kosten und die finanziellen Bedingungen, die an neue Logistikimmobilien geknüpft sind, sowie umwelttechnische Genehmigungen und aktuell teils unflexible Mietkonditionen gehören laut CBRE European Logistics Occupier Survey 2021 zu den größten Herausforderungen. Die Umwandlung von Logistikflächen zugunsten anderer Nutzungen wird hingegen kaum mehr als drängendes Problem der Befragten genannt.
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